Hillary, das Uran und der billige Plastikknopf

Alle sind gegen ihn. Nur das smarte Volk da draussen weiss, wie er wirklich ist. Trump hat ein Problem, nämlich mit der Welt ausserhalb seines Trump-Imperiums. Die Welt hat aber auch ein Problem. Nämlich mit Trump. Der gab in seiner gestrigen Pressekonferenz wahre Perlen politischer Rhetorik von sich:

We had Hillary Clinton give Russia twenty percent of the uranium in our country. You know what uranium is, right? Think on nuclear weapons and other things like lots of things have done with uranium including some bad things. … Hillary Clinton gave them twenty percent of our uranium. Hillary Clinton did a reset. Remember, with the stupid plastic button that made us all look like a bunch of jerks? Here, take a look. He looked at her like, what the hell is she doing with that cheap plastic button?

„President Trump Meets with the President“ von National Archives and Records Administration/ CC0 1.0

Man muss sich ernsthaft Sorgen um die USA machen, wenn ein amerikanischer Präsident so wirr daherredet, glaubt, den Reportern noch erklären zu müssen, was Uran eigentlich ist, nur um dann selber stammelnd an einer Erklärung zu scheitern, bevor er von dem “dummen Plastikknopf” schwadroniert, mit dem Hillary, die angeblich zwanzig Prozent des amerikanischen Urans an Russland ausgehändigt hat, “uns alle wie Idioten hat dastehen lassen.”

In der Tat entsteht der Eindruck, Trump habe habe vor der Pressekonferenz drei Tage nicht geschlafen, wie der “Spiegel” schreibt. Sehr befremdlich und unprofessionell wirkt auch das ständige Lamentieren über die rücksichtslose Art der Medien ihm gegenüber. Was hat Trump geglaubt? Alle seine Vorgänger wurden mächtig durch den Kakao gezogen, was Trump aber entgangen sein muss, weil er wohl schon damals von der Realität völlig abgeschirmt war, als er noch in seinem Trump Tower sass.

Zum Thema Fairness wiederum möchte man ihm doch am liebsten einen Spruch aus dem Comic-Strip “Dilbert” zurufen, der es vor einiger Zeit passend auf den Punkt brachte: “Fairness is a concept that was invented so kids and idiots could participate in debates.” Wer Präsident der USA sein will, muss schon ein bisschen taffer sein und darf die Kritik und Häme von Teilen der Medien und der Öffentlichkeit nicht allzu sehr an sich heranlassen wie Trump dies tut, der nichts an sich abperlen lassen kann, sondern sich nur immer wieder über die unfaire Behandlung der Medien beklagen zu müssen meint.

Der äusserliche Eindruck von einem Mangel an Professionalität trifft sich nun fatalerweise mit einem mangelnden Verständnis Trumps für weltpolitische Zusammenhänge. Denn die transatlantische Ordnung bindet Nordamerika und Europa auf besondere Weise zusammen, seitdem das alte System des Gleichgewichts europäischer Mächte überwunden und durch eine auf Freihandel, Demokratie und militärische Allianz gründende Ordnung ersetzt worden ist, von der alle Mitgliedstaaten profitieren.

Amerika bildet hier freilich die tragende Säule dieser Ordnung und wenn der amerikanische Präsident, wie der Presse zu entnehmen ist, für all das nur Verachtung übrig hat und NATO, EU, UN und Freihandel für Elemente einer alten Ordnung, die es zu überwinden gilt, dann ist höchste Vorsicht angesagt. Zwar besteht die Hoffnung, dass Trump, wie zuvor schon, seine radikalen, vielleicht auch nur von Ignoranz zeugenden Ansichten nicht vollständig in die Tat wird umsetzen können und vielleicht wird uns eines Tages das alles wie ein böser Traum vorkommen und werden wir erleichtert sagen, dass Trumps Präsidentschaft doch gar nicht so schlimm gewesen sei – aber allzu sicher sollte man sich dessen nicht sein.

Dass er in der Gunst der amerikanischen Öffentlichkeit auf eine so dramatische Weise zurückgefallen ist wie kein anderer Präsident in derselben Zeitspanne vor ihm, kommt bei Trump nämlich gar nicht an. Er selbst produziert kontrafaktische Statements und tadelt im selben Atemzug die Medien für eine vermeintliche Verbreitung von Fake News. Das einzige, was Trump bislang gebremst hat, sind Gesetze, nicht Fakten. Umso wichtiger ist es daher, dass Europa jetzt seine Krise überwindet – wobei es auch nicht davor zurückschrecken darf, den Euro zu überdenken, der in seiner jetzigen Form den Kontinent eher spaltet als vereint – und notfalls von der alten Ordnung, der wir unseren Frieden und unseren Wohlstand verdanken, rettet, was zu retten ist.

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