Im Schaumbad des Dialogs

Paternalismus kann einem das Verständnis für Geschichte und Gesellschaft schon gründlich verhageln. Da widmet sich das “Interkulturelle Magazin” des BR der Überschreitung von Religionsgrenzen, fragt, warum die Menschen im christlich geprägten Westen sich eher für ostasiatische Religionen öffnen als für den Islam, und bittet sodann einen Religionswissenschaftler um Deutung.

Was dann kommt, ist das alte Wiegenlied von der historisch begründeten Feindschaft zwischen Christentum und Islam, vermeintlich verursacht nicht zuletzt durch eine “westliche Kolonialherrschaft”, unter der die gesamte Islamische Welt “mit Ausnahme von vier Ländern” gestanden habe (ab ca. 20:40), weswegen es heute diese ganzen Feindbilder gibt.

Und zwar vor allem von muslimischer Seite gegen das Christentum, die Religion der Kolonialherren. Aber irgendwie wohl auch umgekehrt, schliesslich geht es ja um die Frage, warum spirituell gestimmte Westler sich vor allem zu Buddhismus & Co. hingezogen fühlen, dagegen kaum zum Islam. Wie auch immer.

Aber es gibt ein Mittel, jetzt neu!, das gegen chronische Sympathieblockade wirkt – den Dialog. Erste Erfolge sind zu verzeichnen: Dialogversuche am Judentum haben gezeigt, dass alte Ressentiments überwindbar sind. Auch wenn die Redaktion uns nicht sagen mochte, von was für Ressentiments die Rede ist und wer als Dialogpartner des Judentums herhalten musste.

Aber das ist alles nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass Religion ein Thema ist, das am besten in einem Schaumbad aus öliger Äquidistanz und blumiger Nächstenliebe abgehandelt wird. Dann kann man sich die Beschäftigung mit gesellschaftlichen und historischen Zusammenhängen sparen.

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