Den Gazastreifen zu einem zweiten Monaco zu machen, warum nicht? En fabelhafter Plan, den der amerikanische Präsident Donald Trump vorgeschlagen hat: Keine Terroristen mehr, keine Trümmer, kein Fanatismus, kein Hunger – stattdessen von ausländischen, vor allem amerikanischen Investoren betriebene Hotels, Büros und Casinos, Shopping Malls und Parks. Doch das Rennen könnten andere machen.

Der Gazastreifen hat ungefähr zwei Millionen Einwohner, davon sind 150.000 Flüchtlinge. Sie sind dort also nicht zuhause, sondern leben in einer Art Wartesaal der politischen Hoffnung. Lassen wir einmal ethische und juristische Einwände beiseite: Sie umzusiedeln, wie Trump es vorschlägt, hiesse, ihnen eine Perspektive zu geben. Schon vor dem Krieg erwogen 44 Prozent der jungen Gazaner eine Auswanderung.
Doch die arabischen Staaten als natürliche Zielorte einer Umsiedlung lehnen ihre Aufnahme ab und streben einen Wiederaufbau nur ohne Umsiedlung an. Schliesslich wollen sie sich nicht die Terroristen der Hamas ins Haus holen. Von denen gibt es nämlich viele unter der Bevölkerung des Gazastreifens. Warum solten Jordanien oder Ägypten ihre eigene innere Sicherheit schwächen, nur um diejenige Israels zu stärken?
Der Trump-Plan beruft sich auf historische Vorbilder – die keine sind
Also wird daraus schon einmal nichts, sieht man von den zweitausend kranken Kindern ab, die Jordanien aufzunehmen bereit ist. Aber auch wenn Trump dies nicht beabsichtigt – wäre es denkbar, eine Riviera im Gazastreifen zu errichten, ohne die lokale Bevölkerung umzusiedeln? Das würde die Hamas freuen, die sich um den Wiederaufbau nicht zu kümmern bräuchte.
Die Terroristen von der Hamas und anderen Gruppen könnten und Jahre oder Jahrzehnte im Schlafmodus verharren, während ihre Anhänger die Wirtschaft im Gazastreifen unterwandern und ihnen einen stetigen Zustrom von Finanzmitteln sichern, mit der sie den nächsten Terroranschlag auf Israel vorbereiten könnten. Dem Trump-Plan zufolge soll das zwar ausgeschlossen werden.
Tourismus, Landwirtschaft und Hightech/ Dienstleistung sollen, ebenso wie der Bildungssektor, vom Ausland gesteuert und alle Kapitalströme von ausländischen Beteiligten kontrolliert werden. Als Vorbilder für diese Art von Entwicklung werden Panama, Puerto Rico und Hongkong genannt. In keinem dieser Fälle jedoch wurde die örtliche Bevölkerung komplett oder teilweise umgesiedelt.
Ein ägyptischer Geschäftsmann könnte Trump den Rang ablaufen
Das Beispiel Puerto Rico zeigt zudem, dass es nicht ausreicht, sich auf multinationale Konzerne zu verlassen, um den Lebensstandard eines Landes zu erhöhen. Hongkongs Aufstieg wiederum ging in erheblichem Masse von kleineren und mittleren Betrieben aus und war nicht von oben geplant. Der Riviera-Plan für den Gazastreifen wäre ein absolutes Novum, käme es zu einer Umsiedlung.
Das Problem ist nicht, dass Trump glaubt, er könne als Politiker denken und handeln wie ein Immobilienentwickler. Das Problem ist vielmehr, dass Trump als Immobilienentwickler viel zu oft gescheitert ist, als dass man glauben könnte, er werde diesmal Erfolg haben. Realistischer scheint die Idee des ägyptischen Geschäftsmannes Hisham Talaat Mustafa, mithilfe ägyptischer und türkischer Baufirmen in nur dreissig Monaten den Gazastreifen wiederaufzubauen – ohne Umsiedlung, versteht sich.
Nachtrag 5. März 2025
Ägypten hat einen eigenen Plan zum Wiederaufbau des Gazastreifens vorgestellt. Die Regierung will dazu eine Ministerkonferenz auf hoher Ebene unter Beteiligung von Geberländern, internationalen und regionalen Organisationen und Finanzinstitutionen, dem palästinensischen und internationalen Privatsektor sowie Organisationen der Zivilgesellschaft organisieren. Der ägyptische Plan soll 53 Mrd. Dollar kosten.