Augstein und das Gesetz der Rache

Jakob Augstein, Meinungsjournalist bei “Spiegel Online”, weiss, was im Nahen Osten gerade wieder falsch läuft: Das Prinzip von Schlag und Gegenschlag, auch bekannt als Gesetz der Rache. Also die Politik Israels. Dessen Haredim sind genauso schlimm wie die Hamas, aber eigentlich ist die Hamas gar nicht so schlimm. Schliesslich reagiert sie nur auf die Botschaft der Israelis an die Palästinenser, dass friedliche Mittel ihnen nichts nützen werden.

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Die Möchtegern-Erben Assads

Wie stark die Islamisten unter den in Syrien aktiven Freischärlern sind, kann wohl niemand genau sagen. Aber Aleppo scheint eine Hochburg zu sein, so das “Middle East Forum“:

(…) the foreign jihadist element in Syria (…) is primarily concentrated in Aleppo and Deir ez-Zor. In this context, the claims by the Syriac Orthodox bishop of Aleppo on the kidnappings of Christians in the city (along with other residents, of course) make sense. The same goes for the reports on the formation of Christian defense militias in the city, as well as for ones reporting the flight of many Christians from the city to Tartous.

Die Kämpfe mögen andauern, doch die islamistische Ideologie scheint in jedem Falle schon gesiegt zu haben. Die “National Coalition of Syrian Revolutionary and Opposition Forces”, die wichtigste exilsyrische Rebellenkoalition, hat mit Sheikh Ahmed Moaz al-Khatib einen Vorsitzenden, der ein antisemitischer Hetzer ist und an Saddam Hussein bewundert, die “Juden in Angst versetzt zu haben”, so ein Artikel in “Foreign Policy”:

Khatib’s website features numerous instances of anti-Semitic rhetoric. In one of his own articles, he writes that one of Iraqi dictator Saddam Hussein’s positive legacies was “terrifying the Jews.” He has also published others’ anti-Semitic observations on his site: In one article, written by Abdul Salam Basiouni, Jews are described as “gold worshipers.” Finally, in an obituary of a Gaza sheikh copied from IslamSyria, Jews are dubbed “the enemies of God.”

Unterdessen soll das syrische Regime mit sog. thermobaren Waffen zurückschlagen. Das ganze Land geht vor die Hunde und vielleicht wird man die Schönheit Syriens eines Tages nur noch auf Bildern (Galerie wird fortlaufend erweitert) zu sehen bekommen.

Pragmatische Krieger mit Herz

Appelle, mit Gruppen wie der Hisbollah Dialog zu führen, gibt es immer wieder. Allerdings gehen sie auch fast immer fehl in der Einschätzung grundsätzlicher Fakten. Dazu gehört die Behauptung eines Artikels in der “Zeit”, dass sich die Hisbollah “als pragmatisch handelnde Organisation erwiesen und in der jüngeren Vergangenheit maßgeblich zur stabilen Lage im Libanon beigetragen” habe.

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Wie ersponnen, so zerronnen

Der israelische Historiker Shlomo Sand hat sich zum Ziel gesetzt, die historischen Voraussetzungen des Zionismus gründlich zu zertrümmern – so gründlich, dass er selbst das jüdische Volk als eine Erfindung zu entlarven versucht, um damit dessen Anspruch auf Palästina zu delegitimieren. Nun bewirbt die Presseabteilung des Berliner Ullstein-Verlages Sands neues Buch wie folgt:

Es gäbe [sic!] kein historisches Anrecht der Juden auf das Heilige Land der Bibel, so Sand. Diese Idee sei ein Erbe des Nationalismus des 19. Jahrhunderts, aufgegriffen von den europäischen Zionisten jener Zeit.

[…] Entgegen der israelischen Unabhängigkeitserklärung und heutiger Regierungspropaganda habe es nie ein Streben des Judentums nach Rückkehr in das »Land der Väter« gegeben.

Man beachte den letzten Satz: es habe “nie ein Streben des Judentums nach Rückkehr in das ‘Land der Väter’ gegeben.” Wer eine solche These vertritt, sollte sich vielleicht besser nicht als Historiker bezeichnen. Denn bereits Mitte des 16. Jahrhunderts berichtet der Reisende Hans Dernschwam, dass es in Alexandria, Kairo, Aleppo, Antiochia, Damaskus und Jerusalem, wo es überall einen hohen Anteil an jüdischer Bevölkerung gab, unter älteren Juden – sofern sie über genügend finanzielle Reserven verfügten – üblich war, nach Palästina auszuwandern, und zwar in der Hoffnung, „das sy von allen landen in ir landt wider zusamen werden khommen vnd ein regiment vberkhommen.‟ ((Quelle: Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55), nach der Urschrift Im Fugger-Archiv hg. und erläutert von Franz Babinger (München 1923), 107.))

Davon abgesehen: Andere Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches böten weitaus mehr Angriffsfläche für eine Dekonstruktion ihrer Nationalgeschichte. Der Begriff „Syrien‟ (sūriyā) als Eigenbezeichnung für den nördlichen Nachbarn kam in der Neuzeit nicht vor 1841 wieder in Gebrauch und erst 1865 riefen die Osmanen eine gleichnamige Provinz ins Leben. Auf der anderen Seite des Mittelmeeres berufen sich die Griechen auf ihre antike Geschichte, was zwar nicht falsch ist, aber insofern eine Konstruktion darstellt, als in byzantinischer Zeit die Griechen bekanntlich keine Griechen mehr sein wollten, sondern Römer (was sich in spätbyzantinischer Zeit wieder änderte).

Noch mehr sind die Versuche libanesischer (maronitischer) Geschichtsschreiber, eine phönizische Abkunft der Libanesen nachzuweisen, reine Ideologie. Mindestens fragwürdig sind auch die Behauptungen von albanischer Seite, von den Illyrern abzustammen. Und wenn palästinensische Nationalisten die Herkunft ihres Volkes auf die Jebusiter zurückführen, so ist dies eine ahistorische Behauptung, die nur den jüdischen Anspruch auf Jerusalem delegitimieren soll. Demgegenüber ist ein jüdisches Kontinuum, das bis in die Antike zurückreicht und immer einen Bezug zu Jerusalem hatte, sehr viel besser zu belegen.

[Aus dem Archiv]

 

Ein Hoch auf den Klimawandel!

Von Jonathan Kriener (Gastautor)

Offenbar gibt es im Sinai und um den Nassersee vermehrte Feuchtigkeit. Die dortigen Wasserläufe sind in den letzten vier Jahren signifikant angeschwollen und über dem Nassersee hat der Dunst zugenommen. Das sind Ergebnisse aus Berechnungen und Berichten des IPCC, die in diesen Tagen auf einer Konferenz in Amman von Experten für Klimawandel vorgestellt wurden. ((Quelle: Al-Watan, Kairo, 5. Oktober 2012, 6.))

Prof. Jamal Alibo, internationaler Klimaexperte und Bewässerungsfachmann an der Hasaniyye-Universität in Casablanca hält es für unzweifelhaft, dass das Klima in Ägypten und womöglich weit darüber hinaus bis in die arabische Halbinsel und die Sahara in den nächsten Jahren deutlich regnerischer und fruchtbarer wird. Möglicherweise wird man dort sogar Landwirtschaft betreiben können.

Alibo forderte die Nilanrainerstaaten auf, hinsichtlich des Baus von Staudämmen eng miteinander zu kooperieren und eher kleine Dämme zu bauen. Der französische Klimaexperte Dr. Estefan Simon empfahl gleichfalls den gesamten arabischen Staaten Nordafrikas und der Levante, kleine Staudämme zu bauen, um das vermehrte Wasser aufzufangen und damit Dürreperioden zu überbrücken. Der ägyptischen Regierung riet er dasselbe für den Sinai.

Die verbreitete Angst vor den negativen Folgen des Klimawandels ist eben zunächst einmal eine Angst, d. h. eine negative Erwartung, eine normale menschliche Reaktion auf Veränderung. Dass Veränderung auch positive Folgen haben kann, gerät dabei leicht aus dem Blick. Wenn aber der ganze Rummel von Konferenzen und Programmen dazu führt, dass man auch für die positiven Folgen Vorkehrungen trifft und Hysterie abbaut, hat er vielleicht doch sein Gutes.

[Aus dem Archiv.]

Ein Hoch auf den Klimawandel!

Offenbar gibt es im Sinai und um den Nassersee vermehrte Feuchtigkeit. Die dortigen Wasserläufe sind in den letzten vier Jahren signifikant angeschwollen und über dem Nassersee hat der Dunst zugenommen. Das sind Ergebnisse aus Berechnungen und Berichten des IPCC, die in diesen Tagen auf einer Konferenz in Amman von Experten für Klimawandel vorgestellt wurden. (Al-Watan, Kairo, 5. Oktober 2012, 6.)

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