“Nur wer an die Macht des Teufels glaubt, kann verstehen, was sich in den letzten anderhalb Jahrzehnten in Westeuropa und Amerika zugetragen hat. Denn nur als Teufelswerk kann gedeutet werden, was wir erlebt haben. … Rausch der ‘Freiheit’! Ideologie des Liberalismus!”
Dieses Zitat von Werner Sombart ((Werner Sombart, Deutscher Sozialismus, Berlin 1934, 3.)) stammt aus den Dreissigern, dürfte aber auch heute wieder ein grosses Mass an Zustimmung finden. Und das längst nicht nur in der radikalen Linken, sondern mittlerweile ganz offensichtlich auch im bürgerlichen Lager.
Denn je mehr Menschen weltweit der Armut entrinnen, je weniger Kriege es gibt und je höher die Lebenserwartung steigt, mit einem Wort: je erfolgreicher die Marktwirtschaft in der Welt, desto schriller die Töne ihrer Verächter. Es ist wieder soweit. Oder hat es jemals aufgehört? In blindem Furor gegen alles, was nach Ökonomie riecht, schreibt der Frank Schirrmacher von der FAZ gegen die “Ökonomisierung von allem und jedem” an womit er auch die sog. Nudge-Theorie in Verbindung bringt.
Tatsächlich firmierte die vor allem mit den Namen Richard Thaler und Cass Sunstein verbundene Nudge-Theorie anfangs unter dem Begriff “libertärer Paternalismus“. Wohl um die Bevormundung, die immer um eines höheren Gutes willen vonstatten geht, zu verschleiern, wurde der Begriff des “nudge” benutzt. Und sicherlich auch aus kommerziellen Gründen. Paternalismus, mit dem Zusatz “libertär” versehen oder nicht, ist jedenfalls das genaue Gegenteil der Idee von einer auf schierem Eigennutz basierenden Welt.
Die Prediger wider die Marktwirtschaft haben auf solche Details freilich noch nie Rücksicht genommen. Begriffe wie Rationalismus, Konsum, Geld und Gewinn sind ihnen ein solches Greuel, dass ihnen die Fähigkeit zum analytischen Denken in Überschallgeschwindigkeit abhanden kommt. Doch wem der Markt zuwider ist, der muss auch wissen, worin die Alternative besteht.
Der grosse Ökonom Ludwig von Mises hat zu recht darauf hingewiesen, dass das Leitprinzip der Marktwirtschaft das Gewinnmotiv sein mag – in der Zwangswirtschaft ist es die Disziplinierung. ((L. v. Mises, Die Bürokratie, Sankt Augustin 1997 [Orig.: Bureaucracy, New Haven 1944], 95, zit. nach ders., Logik der Freiheit, hg. von R. Baader, Thun 2000, 198.)) Wir haben die Wahl.