Persepolis im Zedernstaat

Die Verfilmung von Marjan Satrapis Comic-Novelle Persepolis, in der die Autorin ihre Kindheit im Iran autobiographisch verarbeitet, darf im Libanon nicht aufgeführt werden. Die persischsprachige Webseite djar.eu will wissen, dass das Verbot auf Druck der Hisbollah, die bekanntlich am verlängerten Arm der Mullahs operiert, durchgesetzt wurde.

Von seiten des libanesischen Kultusministeriums dagegen wird verlautbart, dass der Film weder antiiranisch noch antiislamisch sei, und ein Verbot rechtlich nur dann begründet werden könne, wenn ein Aufflammen konfessioneller Unruhen zu befürchten sei, ethische Wertvorstellungen tangiert, der Staat verunglimpft oder dem zionistischen Feind in die Hände gespielt werde. Die wahren Gründe für das Aufführverbot kennt auch der libanesische Kultusminister Tariq Matari nicht. Er selbst verurteilt die Zensur als unbegründet.

Eine regierungsnahe anoyme Quelle hingegen behauptet, dass das Verbot auf Geheiss des Generaldirektors für öffentliche Sicherheit, General Wafiq Jazini, ausgesprochen wurde, der der Hisbollah nahestehen soll. Dieser jedoch dementiert und behauptet, dass die Zensur keine Sache einer einzelnen Person sei.

Demnach soll es Klagen verschiedener Religionsvertreter über den Film gegeben haben und vor allem in den Reihen der schiitischen Gemeinschaft war gewalttätiges Potential vermutet worden. Die “Sozialistische Fortschrittspartei” rief mittlerweile dazu auf, sich nicht jedem “Gesinnungsterror” zu beugen und forderte die sofortige Freigabe des Films.

Derweil klagt der libanesische Vertreiber des Films, Bassam Eid, dass die Zensur ihm das Geschäft kaputtmache. Tatsächlich könne man die Verbreitung des Films gar nicht verhindern: Er selbst habe im palästinensischen Flüchtlingslager Sabra Raubkopien des Films für zwei Dollar pro Stück erstanden.

[Aus dem Archiv. Ursprüngliche Links nicht mehr rekonstruierbar.]

Autor: Michael Kreutz

Orientalist und Politologe.

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