Pauschalurteile verbieten sich, dennoch kann es unter Bevölkerungsgruppen der Tendenz nach Unterschiede geben, wenn es um Wertvorstellungen oder politische Sympathien geht. So schreibt der Islamwissenschaftler Sebastian Sons in seinem Buch „Die neuen Herrscher am Golf“ (2023) über die Migrationspolitik der Golfstaaten:
„Bereits in den 1970er Jahren erfolgte ein Kurswechsel und eine ’De-Arabisierung’ des Arbeitsmarktes: Anstatt ’Problem:migrantinnen’ aus der arabischen Nachbarschaft anzuwerben, wurden nun vor allem asiatische Arbeitskräfte rekrutiert.“
Probleme gab es mit vielen arabischen Migranten deshalb, weil sie Sympathien für Nasser, die Islamisten oder Saddam Husseins Einmarsch in Kuwait kundtaten.
Die Arbeitskräfte aus Indien, Bangladesch, Pakistan, den Philippinen, Nepal, Sri Lanka, Indonesien oder afrikanischen Ländern wie Sudan, Eritrea oder Äthiopien hingegen
„… galten als weniger empfänglich für islamistische Ideen und wurden damit im Gegensatz zu den arabischen Migrant:innen nicht als Unruhestifter und Querulanten wahrgenommen.„
Man beachte, dass die meisten Arbeitskräfte aus den genannten asiatischen Ländern (oder zumindest sehr viele von ihnen) ebenfalls Muslime sein dürften.
Nur am Rande – gewissermassen als Randnotiz zur Randnotiz – sei hier vermerkt, dass der Autor Sons für den Bonner Thinktank CARPO arbeitet, dessen Gründer Adnan T. seit längerem durch eine gegenüber den Machthabern der Islamischen Republik unkritische Haltung unangenehm aufgefallen ist. Vor diesem Hintergrund sind Publikationen von CARPO-Mitarbeitern mit besonderer Vorsicht zu geniessen und ihre Seriosität nicht als selbstverständlich zu betrachten.
Literatur
Sebastian Sons. 2023. Die neuen Herrscher am Golf und ihr Streben nach globalem Einfluss. Bonn: J.H.W. Dietz Nachf., S. 119-21.