Kosmopolitischer Humanismus lautet das Schlagwort, unter dem der amerikanische Philosophe Omri Boehm Israel und die Hamas zu Äquivalenten im Kampf erklärt, den Schutz der Zivilbevölkerung vor allem der israelischen Seite aufbürdet und die Asymmetrie eines Krieges der Bilder ausblendet, in dem die Terroristen nur gewinnen können.
Boehm, der argumentiert, dass der kosmopolitische Humanismus ohne staatliche Verträge und Abmachungen auskommt, gleichwohl im Völkerrecht seinen politischen Ausdruck gefunden hat, stellt in einem Beitrag für die FAZ die Hamas und Israel als gleichberechtigte Gegner dar, für die keine unterschiedlichen Masstäbe gelten dürften, was die Kriegführung anbelangt.

Natürlich will das humanitäre Völkerrecht die Zivilbevölkerung schonen und die israelische Armee scheint nicht immer diesem Grundsatz zu gehorchen. Das zu kritisieren ist legitim, doch ist Boehm der entscheidende Punkt entgangen: Im Gazastreifen nämlich gibt es keine anderen als Zivilisten, weil die Kämpfer der terroristischen Hamas sich nicht durch eine Uniform zu erkennen geben.
Tatsächlich verlangt das humanitäre Völkerrecht in Gestalt der Genfer Konventionen und der Haager Landkriegsordnung von Kombattanten, sich durch das Tragen einer Uniform von Zivilisten zu unterscheiden. Damit soll die Grausamkeit des Krieges auf Soldaten eingehegt und unbeteiligte Zivilisten geschützt werden. Da die Kämpfer der Hamas jedoch erwiesenermasser in Zivilkleidung agieren, führt der Vorwurf, Israel töte im Gazastreifen Zivilisten, in die Irre.
Die Hamas bedroht auch die eigene Bevölkerung
Indem die Hamas ihre Kämpfer äusserlich von arabischen Zivilisten nicht unterscheidet, bringt sie diese wissentlich in Gefahr. Jeder von Israel getötete Terrorist wie auch jeder getötete unbeteiligte arabische Zivilist, ist gleichwohl Wasser auf die Propaganda-Mühlen der Hamas. Wer im Zusammenhang mit dem Gazakrieg von humanitärem Völkerrecht spricht, muss wissen, dass nur die israelische Seite überhaupt den Anspruch hat, ihr zu genügen.
Wer nun einwendet, die Hamas-Kämpfer, allesamt Terroristen, trügen deshalb keine Uniformen, weil diese das Privileg souveräner Staaten und ihrer Regierungen seien, der irrt. Zum einen agiert die Hamas im Gazastreifen als Regierung, wenngleich eines nur halb-souveränen Landes; zum anderen haben auch die Kämpfer anderer terroristischer Organisationen durchaus Uniformen getragen, so z.B. die „Tamil Tigers“ auf Sri Lanka.
Man kann die Regierung Netanjahu dafür kritisieren, zu sehr auf militärische Stärke und zu wenig auf Verhandlungen gesetzt zu haben, um die Geiseln aus den Fängen der Hamas zu befreien. Aber akademische Gedankenspiele über einen „kosmopolitischen Humanismus“ gehen an der Realität vorbei, die darin besteht, dass die Hamas weder Frieden noch Koexistenz will, sondern die Auslöschung Israels selbst um den Preis einer Zerstörung des eigenen Territoriums.