Keine Sonderstellung

Der Attentäter von Istanbul hat sich gezielt Israelis als Opfer ausgesucht – aber was sagt Aiman Mayzek vom Zentralrat der Muslime: „Nach den schrecklichen Anschlägen in Istanbul und Ankara erleben wir, dass die Terroristen nicht darauf schauen, wen sie in die Luft sprengen.

Ist das nur Unwissenheit oder schon der Versuch, die Öffentlichkeit zu manipulieren? Denn dass islamistische Mörder sich gezielt jüdische Ziele aussuchen, hat die Welt auch in Paris beim Attentat auf einen jüdischen Supermarkt 2015 oder in Brüssel beim Anschlag auf das Jüdische Museum 2014 gesehen.

Nun hat es sich seit längerem eingebürgert, bei Anschlägen dieser Art nicht von „Islamterror“ zu sprechen oder von „islamischem Terror“, weil solche Formulierungen als Pauschalisierung und damit Diffamierung von Muslimen verstanden werden könnten. Wir sprechen daher meist von „Terror im Namen des Islam.“

Ayman Mazyek passt auch das nicht. Jegliche semantische Nähe von „Islam“ und „Terror“ soll im öffentlichen Sprachgebrauch aufgegeben, die Möglichkeit, dass der Terror im Namen des Islam auch nur ein klein wenig mit dem Islam zu tun haben könnte, von vornherein verworfen werden: „Wir müssen deutlich machen […] dass wir solche Ãœberschriften wie „Terror im Namen des Islam“ nicht dulden.“

Gesetzt den Fall, Mayzek würde sich mit dieser Forderung durchsetzen, was käme wohl als nächstes? In der Geschichte gibt es genügend Beispiele für religiös motivierte Gewalt, nicht zuletzt im islamischen Kontext. Dies als Tatsache anzuerkennen, geht natürlich nicht. Man könnte es als Diffamierung verstehen, weswegen es nur konsequent wäre, als nächstes eine Purifizierung der Geschichtsbücher zu fordern. Man wird sehen.

Tatsache ist,  dass es in den islamischen Ländern keine auch nur annähernd kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Religion gibt. Zunehmend wird auch an die westlichen Gesellschaften die Forderung herangetragen, sich diese Einstellung zu eigen zu machen und es gibt genügend wohlmeinende Nichtmuslime, die das bereitwillig akzeptieren.

Zwar hat Mazyek recht, wenn er betont, dass wir deutlich machen müssen, „als demokratische Gesellschaft zusammenzustehen“, aber zu einer demokratischen Gesellschaft gehört auch das freie Wort, das nur dort seine Grenze findet, wo zu Hass und Gewalt gegen andere aufgerufen wird. Eine Sonderstellung für den Islam, der a priori von jeglicher Diskussion darüber freigehalten werden soll, ob er vielleicht als Motivation für terroristische Akte gedient haben könnte, lässt sich damit nicht begründen.

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