Aus Syrien war zuletzt mehrfach zu hören gewesen, dass das Assad-Regime stark in Bedrängnis geraten sei. Manche haben deshalb schon den baldigen Fall des Regimes vorhergesagt, andere fanden das verfrĂĽht. Die libanesische Zeitung „Annahar“ wiederum weiss unter Berufung auf gut unterrichte Kreise zu berichten, dass das Assad-Regime zwar nicht am Ende ist, aber dennoch in Sorge. Und der Grund sind nicht allein die Rebellen.
Der Artikel von Samir Tuweini [Arab.] setzt bei der Reise des syrischen Veriteidungsministers nach Teheran an. Nachdem nämlich die syrische Armee innerhalb der letzten Wochen eine Reihe von Rückschlären erlitten hat, wollte sich das syrische Regime der Unterstützung des Iran versichern, nachdem es zwischen Teheran und seinen Alliierten zu einem klaren Dissens hinsichtlich des weiteren strategischen Vorgehens gekommen war.
Deshalb galt es nun, Zweifel an der Zuverlässigkeit des Partners zu zerstreuen, zumal das syrische Regime fürchtet, dass die Hisbollah in einen Zermürbungskrieg hineingezogen werden könnte, der die Stabilität des Libanon bedroht, aber eben auch die eigenen Stützpunkte in der Alawiten-Hochburg Lattakia.
Die syrische Seite, so die von Tuweini zitierten Quellen, soll in Teheran vor allem ihre Verärgerung darĂĽber zum Ausdruck gebracht haben, dass syrische Milizen, die zuvor noch auf syrischer Seite gekämpft haben, zum sog. „Islamischen Staat“ (ISIS) ĂĽbergelaufen sind, nachdem sie sich zwischenzeitlich zurĂĽckgezogen hatten. Hinzu kommt, dass der RĂĽckzug der Milizen nicht mit Damaskus abgesprochen war und grosse Breschen im Frontverlauf hinterlassen hat.
Die afghanischen Verbände, die mit Teheran zusammenarbeiten, sollen nicht in der Lage gewesen sein, die strategische Lücke zu schliessen. Die grossangelegte Offensive der syrischen Armee im Süden des Landes hatte daher ausfallen müssen. Die Hisbollah wiederum beschränke ihre Einsätze auf Gebiete in der Nähe der syrisch-libanesischen Grenze.
Qasem Soleimani jedoch, der Führer der iranischen Quds-Brigaden, denkt nicht daran, hier etwas grundlegend zu verändern, sondern konzentriert seine Kampfhandlungen auf den Süden des Landes, was nicht der strategischen Linie entspricht, wie sie Damaskus wünscht. Für Zweist sorgt auch, dass Soleimani sich angeblich unwillig zeigen soll, seine Operationen mit Damaskus abzusprechen.
Zunächst freilich sind sie gebunden im Kampf um al-Qalamun, wo sie auf die Nusra-Front treffen. Wie es fĂĽr Damaskus weitergeht, ist daher offen. Zwar glaubt ein Meinungsbeitrag in der libanesischen Zeitung al-Joumhouria zu wissen, dass der Fall von Damaskus noch längst nicht den Fall der MittelmeerkĂĽste bedeutet – doch das wäre eines der letzten Kapitel in der Schlacht um Syrien und sei derzeit kein Thema. Derweil titelt Middle East Online: „Iran verlässt Damaskus“.