Von Gaza zur Ukraine

Nichts erhitzt in Europa so sehr die Gemรผter wie der Kampf der israelischen Regierung gegen die Hamas im Gazastreifen, den viele einen Genozid nennen. Dabei kann man durchaus der Meinung sein, dass der israelische Premier Netanjahu schon vor einem Jahr die Kampfhandlungen und damit die Zerstรถrungen im Gazastreifen hรคtte beenden kรถnnen.

Netanjahu bestreitet zwar, dass es damals einen Geisel-Deal hรคtte geben kรถnnen, aber das ist nicht der Punkt. In keinem Falle erfรผllt das israelische Vorgehen im Gazastreifen den Kriterien eines Genozids, wenngleich es Fรคlle von Kriegsverbrechen durch Soldaten geben mag. Auch das enorme Ausmass an Zerstรถrung kann nicht erklรคren, warum Israel und Juden in Europa so viel Hass entgegenschlรคgt.

Klar sollte doch sein, dass die Zerstรถrungen zuallererst, wenn nicht sogar vรถllig, auf das Konto der Hamas gehen, die diesen Krieg begonnen hat. Doch genau so, wie die Hamas in der Wahrnehmung protestierender Freunde Palรคstinas nur Teil eines Hintergrund-rauschens ist, so wenig berรผhrt es die vermeintlichen Verfechter der Menschenrechte, was in der Ukraine passiert.

Putin รผberzieht die Ukraine seit elf Jahren mit einem Krieg

Denn dort mordet der russische Prรคsident Putin ohne Unterlass und รผberzieht mittlerweile das ganze Land mit seinen todbringenden Drohnen. Mรถgen uns derzeit auch noch keine Bilder erreichen, die ein dem Gazastreifen vergleichbares Ausmass an Zerstรถrung zeigen. so besteht doch kein Zweifel an der Absicht Putins, die Ukraine zu zerstรผckeln und ihrer Souverรคnitรคt und Identitรคt zu berauben.

Tatsรคchlich hat schon vor drei Jahren, als Joe Biden US-Prรคsident war, eine amerikaniscche Kommission davon gesprochen, dass Putin einen Genozid in der Ukraine verรผbt:

«(โ€ฆ) rarely has genocidal intent and pattern of action been so clearly telegraphed and demonstrated for the world to see. According to the five-point definition under the 1948 Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide, Russia has demonstrated clear, notorious, and mounting evidence in all five criteria, even though only one must be fulfilled to qualify as genocide.«

Natรผrlich wird der Krieg durch Verhandlungen beendet werden. In Verhandlungen wird der russische Aggressor aber erst einwilligen, wenn er einsieht, dass er den Krieg nicht gewinnen kann. Das Erstarken populistischer Krรคfte in Europa ermutigt Putin nun aber regelrecht dazu, seinen seit 2014 begonnenen Krieg weiterzufรผhren, wรคhrend der Ukraine die Ressourcen schwinden.

Russland darf diesen Krieg daher nicht gewinnen. Erst wenn Putin dies begreift und er bereit ist, seine Truppen aus allen Teilen der Ukraine abzuziehen, werden Friedensverhandlungen mรถglich sein. Diese mรผssen darauf abzielen, die Integritรคt der gesamten Ukraine anzuerkennen, Reparationen zu leisten und die russische Propagandamaschinerie zu beenden.

Vielleicht wird erst Putins Nachfolger im Kreml dazu bereit sein. Bis dahin muss Europa die Ukraine militรคrisch und diplomatisch unterstรผtzen und rechts- wie linkspopulistische Krรคfte im Zaum halten, die ihren Bevรถlkerungen weismachen wollen, der Krieg in der Ukraine ginge sie nichts an. Sollte die Ukraine Putin zum Opfer fallen, wird es in Europa ein bรถses Erwachen geben.


Nachtrag 7. Oktober 2025

In einer aktuellen Studie kommt das unabhรคngige amerikanische «Institute for the Study of War» zu dem alarmierenden Schluss: «The Kremlin is setting conditions to justify and rally public support for any possible future Russian aggression against NATO.«

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