Das Ende der Geschichte

Ausserhalb akademischer Kreise wenig Aufmerksamkeit gefunden hat die Verlautbarung der englischen Universität Leicester, englische Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit faktisch abzuschaffen. Offiziell geht es darum, die Universität international wettbewerbsfähiger zu machen und da scheinen geisteswissenschaftliche Fächer eher hinderlich. Auch Corona soll ein Grund sein für den Überhang von Stellen, die demnächst abgebaut werden.

Wer jetzt fiesen Neoliberalismus am Werk vermutet, dem sei gesagt, dass sich die Universität Leicester der Dekolonisierung ihrer Curricula verschrieben hat verschrieben hat und das Lehrpersonal für sich in Anspruch nimmt, Fragen wie Gender, Rasse, Ethnizität oder eben der Dekolonisierung längst auch in vermeintlich verstaubten Fächern wie der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen englischen Literatur zu behandeln.

Aber warum an etwas kritisch herangehen, wenn es man auch ganz abschaffen kann? In der Welt der Postcolonial Studies und ihrer zahlreichen Ableger sind Fakten ohnehin nur gewünscht, wenn sie geeignet sind, die eigenen Prämissen zu bestätigen. Da erscheinen Studienfächer wie englische Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit wie aus der Zeit gefallen. Wieder einmal frisst die Revolution ihre Kinder.

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An amerikanischen Eliteuniversiäten ist Militärgeschichte ein aussterbendes Fach und wird Geschichte immer weniger studiert. Stattdessen gilt das Augenmerk zunehmend der Kultur, Rasse und Ethnizität: „… in centers of learning across North America, the study of the past in general, and of wars in particular, is in spectacular eclipse„, heisst es in einem Kommentar bei „Bloomberg“.

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