Verweifeln am öffentlichen Dienst

Wer sich fragt, warum deutsche Universitäten im internationalen Vergleich so schlecht abschneiden, der sei daran erinnert, dass sie überwiegend eine Abteilung des öffentlichen Dienstes darstellen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Verkrustete Strukturen, Statusdenken, gnadenloser Formalismus, eine schlechte finanzielle Ausstattung, fehlender Glaube an die eigenen Mitarbeiter, mangelnde Kommunikation und hochgradige Ideologisierung bilden die Eckpfeiler dieses Elends.

Daran musste ich jedenfalls denken, als ich das Interview mit Rafael Laguna de la Vera las, dem Vorsitzenden einer staatlichen Institution, die sich „Bundesagentur für Sprunginnovationen“ nennt. Ich habe das Interview mehrmals gelesen:

Mir ist zum Beispiel schnell aufgefallen, dass niemand die Internetadresse für uns reserviert hatte. … Also habe ich das schnell gemacht. Als ich die Adresse später an die Agentur übergeben wollte, war das ein riesiger Akt. Ich hatte ja 27,50 Euro oder so was für die Registrierung bezahlt, und der Bund darf sich nicht so einfach etwas schenken lassen.

Rafael Laguna de la Vera

Innovation ist beim öffentlichen Dienst also hervorragend aufgehoben. So wird Deutschland im Wettlauf gegen China und die USA gewiss bestehen.

Nachtrag 20. Juni 2021

Rafael Laguna legt im Interview mit der „Weltwoche“ nach und erklärt, warum das Besserstellungsverbot am Ende ein Schlechterstellungsgebot und die Ausschreibungspflicht für grössere Projekte absurd ist, „wenn ich genau ein bestimmtes Projekt fördern will, oder eine Expertin, von der es vielleicht nur zwei, drei auf dem Gebiet gibt. Wegen der Vorgaben soll ich aber künstlich darauf warten, ob sich nicht vielleicht doch noch jemand meldet. Da vergehen schnell mal kostbare sechs bis neun Monate für den ganzen Zirkus.“ Köstlich! Unbedingt lesen.

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