Sicherlich hat die Regierung Netanjahu sich im Gazastreifen in einen Krieg verrannt, den sie nicht gewinnen kann. Dennoch sollte klar sein, dass für die Verwüstung des Gazastreifens und das menschliche Leid immer noch die Terrororganisation Hamas die Hauptverantwortung trägt. Doch jetzt geht deren Rechnung auf, Israel als Übeltäter dastehen zu lassen.

Israels Premier Netanjahu wird es kaum gelingen, die Hamas zu zerschlagen, die immerzu steten Zulauf von neuen Terroristen erhält. Ebensowenig wwird es Netanjahu gelingen, die Geiseln zu befreien, denn in dem gigantischen Tunnelsystem, das die Hamas unter dem Gazastreifen errichtet und das noch zu 75% intakt sein dürfte, werden die Geiseln immer wieder hin und hergeschoben oder notfalls getötet, sobald israelische Soldaten sich ihnen nähern.
Netanjahu hat im Gazastreifen nichts zu gewinnen und er hätte die israelischen Truppen spätestens nach dem Tod von Yaha Sinwar, dem Mastermind der Massaker vom 7. Oktober, zurückziehen sollen. Stattdessen gehen immer mehr Bilder um die Welt, die darbende Gazaner zeigen und zerstörte Häuser und Infrastruktur. Doch all das entlastet die Hamas nicht, die sich zwischen Zivilisten verschanzt und unter zivilen Häusern ihre terroristische Infrastruktuer errichtet hat, um ein grauenhaftes Massaker an Zivilisten in Israel zu verüben und einen israelischen Gegenschlag überhaupt erst zu provozieren.
Schon der Rückzug aus Gaza 2005 hatte die Terroristen ermutigt
Dabei wusste die Hamas immer, dass sie den Krieg der Waffen nicht gewinnen kann – sehr wohl aber den Krieg der Bilder. Das kommt nicht überraschend, soweit es die muslimischen Ländr betrifft, die von Medien wie Aljazeera mit antiisraelischer Propaganda geflutet werden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis auch mehr und mehr europäische Länder beginnen würden, eine Zweistaatenlösung für einen Konflikt zu fordern, den Israel nicht begonnen hat: Es sei daran erinnert, dass die Hamas erst die Kontrolle über den Gazastreifen hatte übernehmen können, nachdem sich Israel 2005 von dort vollständig zurückzog.
Der Rückzug hatte also nur die Extremisten ermutigt – und ermutigt werden sie nun einmal mehr. Schon die Forderung nach einer Zweistaatenlösung, die in einer gemeinsamen Erklärung von europäischen und arabischen Ländern formuliert wurde, hat es in sich, wird doch die vorsätzliche Entführung, Verstümmelung und Tötung überwiegend israelischer Zivilisten durch die Hamas auf eine Stufe gestellt mit denen im Zuge des israelischen Eingreifens im Gazastreifen getöteten arabischen Zivilisten (Punkt 4). Damit wird die Terrorganisation auf eine Stufe mit einem souveränen Staat gehoben oder umgekehrt: Israel auf eine Stufe mit einer Terrororganisation herabgesetzt.
Die Zweistaatenlösung soll nun darin bestehen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Kontrolle über den Gazastreifen übernimmt (Punkt 13) und dieser Teil eines palästinensischen Staates wird. Dazu müsste jedoch erst die Hamas entmachtet werden, was freilich Wunschdenken ist, denn sie wird freilwillig ihre Macht niemals abgeben, zumal der palästinensische Staat ein demilitarisierter sein soll (Punkt 20). Die einzige Folge wäre, dass der Gazastreifen weiterhin in der Hand der Hamas verbleibt, auch wenn er dann formal Teil eines palästinensischen Staates unter Führung der PA wäre.
So unrealistisch und absurd das alles klingen mag (wo doch ein Jordanien, das sich als Heimat aller arabischen Palästinenser verstünde, die weitaus bessere Lösung wäre), so hat die Hamas es geschafft, dass man auch in Europa offen darüber spricht, ihre Brutalität zu belohnen, auch wenn sie selbst an einer künftigen Regierung nicht teilhaben soll. Dabei müssten die Gazaner selbst ein Interesse daran haben, dass unter ihren Häusern, wenn diese einst wiederaufgebaut werden, keine Infrastruktur des Terrors mehr ihre Existenz bedroht.
Nachtrag 4. August 2025
In einem Kommentar für die «Jerusalem Post» schreibt der Sicherheitsfachmann Amos Yadlin: “Hamas is responsible for the war and its horrible consequences; the terror organization caused the starvation crisis, but knows how to market it far better than Israel.” Yadlin fordert einen Rückzug der israelischen Armee, ein Geiselabkommen und eine arabische Verwaltung des Gazastreifens, auch wenn die Hamas dadurch überlebt.