Die Hamas feiert den Tod, Israel das Leben

Bei der Simchat Tora, dem jüdischen Fest der Torafreude, wird die Torarolle tanzend davongetragen. In Israel feierte man Simchat Tora, als die Hamas am frühen Morgen Israel mit tausenden von Raketen angriff und das Land mit Terroristen flutete. Jetzt sind die letzten Geiseln freigekommen, aber einen Frieden wird es nicht geben, solange die Hamas an der Macht bleibt.

Es war gegen die Vereinbarung, die Geiseln noch bei der Übergabe zu demütigen, indem man sie vor ihrer Freilassung nötigt, Videoanrufe mit den Angehörigen zu führen. Die Hamas hat ähnliches schon einmal getan, als sie ihren Geiseln vermeintliche Freilassungspapiere öffentlichkeitswirksam mit auf den Weg gab. Auch dieses Mal will sich die Hamas als eine Kraft darstellen, die die Fäden bis zuletzt in der Hand behält.

Dass für die letzten zwanzig noch lebenden Geiseln gestern morgen eine zweijährige Geiselnahme – ein Alptraum, geprägt von Folter, Demütigung und ständiger Ungewissheit –zu Ende gegangen ist, ist eine wunderbare Nachricht und zu recht herrschen in Israel darüber Freude und Jubel, zumal keine der Geiseln medizinischer Intensivversorgung bedarf. Umso grösser dürften die seelischen Wunden sein.

Denn die Hamas ist und bleibt eine Bande von Terroristen, die Israel vernichten will und aktuell im Gazastreifen Jagd auf ihre Gegner macht. Sie feiert den Tod und ist verantwortlich nicht nur für die Abschlachtung von 1200 Menschen, darunter Holocaust-Überlebende und Kleinkinder, überwiegend Israelis, aber auch Deutsche, sondern auch für die Zerstörung des Gazastreifens, den sie zu einer Terrorbasis umfunktioniert hat.

Die eigene Zivilbevölkerung war teils Komplize, teils menschliches Schutzschild dieses jahrelang geplanten verbrecherischen Vorhabens, das Israel vernichten und zugleich einer Weltöffentlichkeit als der wahre Täter erscheinen sollte, der aus heiterem Himmel wehrlose palästinensische Zivilisten beschiesst. Wen interessiert es noch, dass die Opferzahlen masslos aufgebauscht wurden, wie sich nun heraustellt?

Die Hamas denkt nicht daran, sich entwaffnen zu lassen

Das Ende der Geiselnahme ist im wesentlichen das Verdienst des amerikanischen Präsidenten Trump, der gestern vor der Knesset eine Rede hielt und davon sprach, dass dies für die Palästinenser die Chance sei, den Weg nach vorne zu beschreiten anstatt daran zu arbeiten, Israels Weg zu beschneiden. Doch denkt die Hamas natürlich nicht daran, ihre Waffen abzugeben oder irgendetwas im Gazastreifen zum Wohle der Bevölkerung zu tun.

Schon die Tatsache für sich genommen, dass keine der weiblichen Geiseln die Gefangenschaft der Hamas überlebt hat, sagt alles über letztere aus. Die Terrororganisation bekommt dafür Nachschub von Terroristen, die in Israel inhaftiert waren und gegen die Geiseln eingetauscht wurden. Im Gazastreifen wurden sie wie Helden empfangen, womit klar ist, dass dort ein neues Kapitel sobald nicht aufgeschlagen werden wird.

Mögen auch weitere arabische und muslimische Staaten sich den Abraham Accords anschliessen und ihre Beziehungen zu Israel normalisieren, so wird der Gazastreifen in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich keine Erfolgsgeschichte werden. Auch hat der von der Hamas begonnene Krieg, der jetzt zumindest vorläufig beendet ist, nicht nur den Gazastreifen verwüstet, sondern auch tiefe Wunden in der israelischen Gesellschaft hinterlassen, die so schnell nicht heilen werden.

Der amerikanische Rabbiner Harold S. Kushner schrieb einmal, dass Religion die Bemühung sei, Menschen menschlich zu machen. Heute ist wieder Simchat Tora und was auch immer die Zukunft bringen mag, so muss doch niemand mehr für ein Abkommen demonstrieren, um die Geiseln freizubekommen. Während die Hamas verkündet, dass der Tod für die Sache Gottes ihr höchstes Ziel sei1, womit sie ihre ganze Menschenverachtung auf den Punkt bringt, hat in Israel das Leben und damit die Menschlichkeit gesiegt.


Literatur

Harold S. Kushner. 1994. To Life! A Celebration of Jewish Being and Thinking. New York: Warner.


  1. al-ǧihād sabīlunā w-al-mawt fī sabīl il-lāh asmā amānīnā الجهاد سبيلنا والموت في سبيل الله أسمى أمانينا «Der Dschihad ist unser Weg und Sterben für die Sache Gottes unser höchstes Ziel.» Dies sagte u.a. Hamas-Führer Ismail Haniyeh noch 2024, dem Jahr seines Todes. Das arabische fī sabīl il-lāh wird oft fälschlich mit «auf dem Weg Gottes» übersetzt, was grammatikalisch unmöglich ist und inhaltlich keinen Sinn ergibt. Tatsächlich heisst fī sabīl soviel wie «um der Sache … willen». ↩︎

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