Ist der sog. Islamische Staat in Irak und Syrien (ISIS, arab. dāʿash) bereits eine unumkehrbare Tatsache und droht nun ein islamistischer Flächenbrand?. Vielleicht Aber vielleicht sollte man al-Qaida auch nicht überschätzen. Tatsächlich ist zweifelhaft, ob die mit al-Qaida verbundenen ISIS-Kämpfer ihre Herrschaft auf eine dauerhafte Basis stellen können. Ihre Feinde haben sie nämlich nicht nur in Form der FSA, sondern auch in Form der Regierungarmeen und – untereinander.
Wie mehrere arabische Medien melden, geraten die ISIS-Kämpfer jetzt auf beiden der Grenze unter Druck. Im Norden Syriens mussten sie schon strategisch wichtige Gebiete räumen, nachdem sie sowohl von anderen islamischen Gruppen als auch von der „Freien Syrischen Armee“ (FSA), die hauptsächlich gegen Assad kämpft, heftig beschossen wurden. Eine wichtige Zone für den Nachschub von Gütern ist nun verloren. Mehr noch: Der FSA soll sogar der ISIS-Anführer für das Umland von Aleppo in die Hände gefallen sein.
Zwar herrschen noch immer die zu ISIS gehörenden Kämpfer der Jabhat an-Nusra und der Ahrar ash-Sham über das Gebiet, ihr Quasi-Staat aber wird brüchig. Mindestens sechzig Kämpfer sollen ihr Leben verloren haben – wenig im Vergleich zur Gesamtzahl der Toten, die der Krieg bis jetzt gekostet hat, aber viel für ein Scharmützel unter den Kräften, die doch eigentlich der Kampf gegen Assad eint.
Diese Entwicklung mag das Zustandekommen eines Vertrages zwischend den kämpfenden islamistischen Gruppen erhöhen, aber wohl ohne die FSA. Damit aber nicht genug. Denn auch von irakischer Seite gerät ISIS unter Druck. Dort nämlich macht sich die irakische Armee daran, zunächst Ramadi und dann das 60 km von Baghdad entfernte Falludscha zurückzuerobern. Beide werden bislang von ISIS kontrolliert.
Alle Terroristengruppen sollen restlos ausgemerzt werden, verkündete der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki selbstbewusst, der auch auf lokale Stammesverbände zurückgreifen kann. Schon jetzt soll das normale Leben in Ramadi wieder halbwegs hergestellt worden sein. Die Umgebung von Falludscha ist unter Kontrolle der örtlichen Polizei, wie es heisst. Hier hat es bei ersten Gefechten schon 160 Tote gegeben. Die ganze Operation soll in wenigen Tagen durchgeführt werden.
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Update 08. Jan. 2014:
Hier ein aktueller Bericht der „New York Times“ zum Thema.
Update 09. Jan. 2014:
Die Vertreibung der ISIS-Soldaten aus Aleppo fördert Grausames zutage: Verstümmelte Leichen (Vorsicht!).
Update 16.01. 2014:
Dieses Video zeigt die vorsätzliche Zerstörung von Wohngebäuden mutmasslicher „Ungläubiger“ durch ISIS-Terroristen: