Niemand ist an der Marokko-Konferenz interessiert, weil der Strom ausgefallen ist. Aber die Situation lässt nichts Gutes hoffen. Viele Menschen sind ohne Brot und Brennstoff.
„Kriegstagebuch Aleppo (6)“ weiterlesenKriegstagebuch Aleppo (5)
Der Strom ist immer noch unterbrochen, ebenso Wasser, Kommunikation und Verkehr. In Aleppo wandeln sich die Dinge vom schlechten zum schlechteren. In den Strassen sammeln sich die Müllbeutel, es gibt keine Stadtverwaltung. Geräusche von Gefechten rücken näher und näher und sind jetzt nahe dem Stadtzentrum.
„Kriegstagebuch Aleppo (5)“ weiterlesenKriegstagebuch Aleppo (4)
Heute ist der Strom in der ganzen Stadt ausgefallen. Handy- und Telefonverbindungen sind unterbrochen. In einigen Teilen funktionieren sie einige Minuten am Tag.
Brot ist nicht erhätllich, zumal der Kilopreis auf 200 syrische Lira (etwa 2 Euro – M.K.) angestiegen ist, d.h. etwa 5 türkische Lira, was etwa 2,5 Dollar sind.
Ein Arzt hat mir erzählt, dass in den letzten drei Tagen die Krankenhäuser, darunter das Averroes- und das Salam-Krankenhaus, nicht mehr mit Diesel versorgt wurden, sodass es bald womöglich noch mehr Tote geben wird, besonders in kritischen Situationen, und zwar aus Treibstoffmangel.
In der Nacht gab es stundenlange Scharmützel, die bis zum frühen Morgen andauerten. Es war eine kalte Nacht ohne Strom. Frühmorgens begannen viele Leute den Sturm auf die Bäume, um sie zu fällen, damit sie selbst heizen und kochen können.
Die Preise für Brennstoffe sind immer noch nicht normal und diese ausserdem kaum zu bekommen. Natürlich bedeutet ein Steigen der Preise für Brennstoff auch, dass der öffentliche Verkehr teurer wird.
Leider haben manche Leute eine Neigung zum Atheismus entwickelt und einige von ihnen bekennen sich offen dazu. Ich hoffe, dass die internationale oder die islamische Gemeinschaft [sagen kann, dass sie] nicht in der Lage war, etwas zu tun. Nur Wodka hat man uns gegeben, damit die Menschen nicht vor Kälte sterben und damit sie die Hände von den Parks lassen.
Der neue Slogan der Revolution lautet:
„Gott – Syrien – Wodka“ und basta!
Aleppo, 10.12.2012
(Aus dem Arabischen von Michael Kreutz)
Kriegstagebuch Aleppo (3)
Auch heute leidet Aleppo unter einer Knappheit an Elektrizität, Wasser, Brot und Brennmaterial. In den Strassen von Aleppo gibt es an jeder Ecke militärische Sperren.
„Kriegstagebuch Aleppo (3)“ weiterlesenKriegstagebuch Aleppo (2)
Heute ist in einigen Teilen der Stadt die Stromversorgung wieder zurückgekehrt, sie ist jedoch schwach und reicht gerade für die Beleuchtung, nicht mehr. Manchmal reicht sie jedoch noch nicht einmal dafür. Seit gestern morgen kommt kein Wasser mehr und auch jetzt noch nicht.
„Kriegstagebuch Aleppo (2)“ weiterlesenKriegstagebuch Aleppo (1)
Ab heute startet auf diesem Blog das Kriegstagebuch Aleppo. Die einzelnen Beiträge stammen von Mohammed H., der in Aleppo unweit der historischen, jetzt leider zerstörten Altstadt sein Zuhause hat. Die Beiträge erscheinen in unregelmässigen Abständen, weil in Aleppo regelmässig der Strom ausfällt. Und das ist derzeit noch eines der geringeren Probleme, die die Einwohner dort haben. Die Originaltexte sind auf Arabisch und erscheinen hier in deutscher Übersetzung. Wie lange das Kriegstagebuch geführt werden kann, lässt sich noch nicht absehen. Ein Ende der Reihe ist jedoch nicht notwendigerweise ein schlechtes Zeichen, da der Verfasser je nach Lage der Dinge versuchen wird, in die Türkei zu gelangen. – M.K.
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Kriegstagebuch Aleppo, 1. Teil / Von Mohammed H.
An alle, die es interessiert,
die Situation hier in Aleppo hat sich zu einer äussersten Tragödie entwickelt, besonders nachdem Brot und Mehl auf den Märkten knapp wurden. Unglücklicherweise sind die Menschen zu Wölfen in Sachen Mundraub geworden. Betrüblich ist auch, dass hier viele Familien nichts besitzen, um Brot kaufen zu können.
Seit mindestens zehn Tagen ist auch die Stromversorgung in einigen Gegenden unterbrochen, in meiner eigenen Gegend sei mehr als zwei Tagen. Geschmuggeltes Brennmaterial ist um 60% im Preis gestiegen. Die Situation hat sich zu einer absoluten Tragödie ausgewirkt.
Wir bitten Gott um einen glücklichen Ausgang und Liebe unter den Menschen.
Aleppo, 5.12.2012
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Es gibt weder Strom noch Brot, auch das Wasser ist in einigen Vierteln abgesperrt. Der Preis für Brennmaterial ist weiter gestiegen. Einige Menschen fällen Bäume in ihren Gärten, um sie zum heizen zu benutzen.
Die Situation ist absolut erdrückend. Auf die Strasse zu gehen ist äusserst gefährlich und bei Dunkelheit sieht man die Hand nicht vor Augen.
Aleppo, 6.12.2012
Die Möchtegern-Erben Assads
Wie stark die Islamisten unter den in Syrien aktiven Freischärlern sind, kann wohl niemand genau sagen. Aber Aleppo scheint eine Hochburg zu sein, so das “Middle East Forum“:
(…) the foreign jihadist element in Syria (…) is primarily concentrated in Aleppo and Deir ez-Zor. In this context, the claims by the Syriac Orthodox bishop of Aleppo on the kidnappings of Christians in the city (along with other residents, of course) make sense. The same goes for the reports on the formation of Christian defense militias in the city, as well as for ones reporting the flight of many Christians from the city to Tartous.
Die Kämpfe mögen andauern, doch die islamistische Ideologie scheint in jedem Falle schon gesiegt zu haben. Die “National Coalition of Syrian Revolutionary and Opposition Forces”, die wichtigste exilsyrische Rebellenkoalition, hat mit Sheikh Ahmed Moaz al-Khatib einen Vorsitzenden, der ein antisemitischer Hetzer ist und an Saddam Hussein bewundert, die “Juden in Angst versetzt zu haben”, so ein Artikel in “Foreign Policy”:
Khatib’s website features numerous instances of anti-Semitic rhetoric. In one of his own articles, he writes that one of Iraqi dictator Saddam Hussein’s positive legacies was “terrifying the Jews.” He has also published others’ anti-Semitic observations on his site: In one article, written by Abdul Salam Basiouni, Jews are described as “gold worshipers.” Finally, in an obituary of a Gaza sheikh copied from IslamSyria, Jews are dubbed “the enemies of God.”
Unterdessen soll das syrische Regime mit sog. thermobaren Waffen zurückschlagen. Das ganze Land geht vor die Hunde und vielleicht wird man die Schönheit Syriens eines Tages nur noch auf Bildern (Galerie wird fortlaufend erweitert) zu sehen bekommen.
Alptraum Syrien: Was kommt nach Assad?
Sie nennen sich “Brigaden der Freien von Damaskus”, “Helfernetzwerk Syrien” oder “Beistandsfront für die Bewohner Syriens” und sind in allen gängigen sozialen Netzwerken aktiv: bei Facebook, Google+ und Twitter.
Diese Leute wollen Assad beerben – und einen Kalifatstaat errichten.
Sie zeigen Filmmaterial, auf dem Gegner bei laufender Kamera erschossen werden. Auf einem anderen Film triumphiert eine Rebellengruppe, die sich um einen offenbar zu Tode gefolterten Assad-Anhänger versammelt hat.
Schon der ganze kriegsverherrlichende Ton wirkt verstörend. Eine Gruppe zeigt auf ihrer Seite in der “Wer wir sind”-Sektion einen Videozusammenschnitt von Kriegsszenen.
Wenn diese Leute an die Macht kommen, wird Assad rückblickend als das kleinere Übel erscheinen. Nicht zuletzt, was Israel angeht.
(Ich bitte um Verständnis, wenn ich hier keine Links setze oder sonstige Hinweise, die es leichter als nötig machen, die entsprechenden Seiten im Internet zu finden.)
Der Unterschied zwischen Syrien und Libyen
Warum hat die NATO in Libyen eingegriffen, während sie keine Anstalten macht, dasselbe in Syrien zu tun, fragt sich mancher. Ein MIT-Arbeitsppapier versucht darauf eine Antwort zu geben. Kostprobe:
„Der Unterschied zwischen Syrien und Libyen“ weiterlesenDer Paternalist
Glaubt noch irgendwer, dass Assad-Interviewer Jürgen Todenhöfer ein Freund der Muslime ist? Sein denkwürdigster Satz in der gestrigen Sendung von “Hart aber fair”, in der es um Syrien ging, war folgender:
„Der Paternalist“ weiterlesen