Augstein und das Gesetz der Rache

Jakob Augstein, Meinungsjournalist bei “Spiegel Online”, weiss, was im Nahen Osten gerade wieder falsch läuft: Das Prinzip von Schlag und Gegenschlag, auch bekannt als Gesetz der Rache. Also die Politik Israels. Dessen Haredim sind genauso schlimm wie die Hamas, aber eigentlich ist die Hamas gar nicht so schlimm. Schliesslich reagiert sie nur auf die Botschaft der Israelis an die Palästinenser, dass friedliche Mittel ihnen nichts nützen werden.

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Wie ersponnen, so zerronnen

Der israelische Historiker Shlomo Sand hat sich zum Ziel gesetzt, die historischen Voraussetzungen des Zionismus gründlich zu zertrümmern – so gründlich, dass er selbst das jüdische Volk als eine Erfindung zu entlarven versucht, um damit dessen Anspruch auf Palästina zu delegitimieren. Nun bewirbt die Presseabteilung des Berliner Ullstein-Verlages Sands neues Buch wie folgt:

Es gäbe [sic!] kein historisches Anrecht der Juden auf das Heilige Land der Bibel, so Sand. Diese Idee sei ein Erbe des Nationalismus des 19. Jahrhunderts, aufgegriffen von den europäischen Zionisten jener Zeit.

[…] Entgegen der israelischen Unabhängigkeitserklärung und heutiger Regierungspropaganda habe es nie ein Streben des Judentums nach Rückkehr in das »Land der Väter« gegeben.

Man beachte den letzten Satz: es habe “nie ein Streben des Judentums nach Rückkehr in das ‘Land der Väter’ gegeben.” Wer eine solche These vertritt, sollte sich vielleicht besser nicht als Historiker bezeichnen. Denn bereits Mitte des 16. Jahrhunderts berichtet der Reisende Hans Dernschwam, dass es in Alexandria, Kairo, Aleppo, Antiochia, Damaskus und Jerusalem, wo es überall einen hohen Anteil an jüdischer Bevölkerung gab, unter älteren Juden – sofern sie über genügend finanzielle Reserven verfügten – üblich war, nach Palästina auszuwandern, und zwar in der Hoffnung, „das sy von allen landen in ir landt wider zusamen werden khommen vnd ein regiment vberkhommen.‟ ((Quelle: Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55), nach der Urschrift Im Fugger-Archiv hg. und erläutert von Franz Babinger (München 1923), 107.))

Davon abgesehen: Andere Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches böten weitaus mehr Angriffsfläche für eine Dekonstruktion ihrer Nationalgeschichte. Der Begriff „Syrien‟ (sūriyā) als Eigenbezeichnung für den nördlichen Nachbarn kam in der Neuzeit nicht vor 1841 wieder in Gebrauch und erst 1865 riefen die Osmanen eine gleichnamige Provinz ins Leben. Auf der anderen Seite des Mittelmeeres berufen sich die Griechen auf ihre antike Geschichte, was zwar nicht falsch ist, aber insofern eine Konstruktion darstellt, als in byzantinischer Zeit die Griechen bekanntlich keine Griechen mehr sein wollten, sondern Römer (was sich in spätbyzantinischer Zeit wieder änderte).

Noch mehr sind die Versuche libanesischer (maronitischer) Geschichtsschreiber, eine phönizische Abkunft der Libanesen nachzuweisen, reine Ideologie. Mindestens fragwürdig sind auch die Behauptungen von albanischer Seite, von den Illyrern abzustammen. Und wenn palästinensische Nationalisten die Herkunft ihres Volkes auf die Jebusiter zurückführen, so ist dies eine ahistorische Behauptung, die nur den jüdischen Anspruch auf Jerusalem delegitimieren soll. Demgegenüber ist ein jüdisches Kontinuum, das bis in die Antike zurückreicht und immer einen Bezug zu Jerusalem hatte, sehr viel besser zu belegen.

[Aus dem Archiv]

 

Ein Hoch auf den Klimawandel!

Von Jonathan Kriener (Gastautor)

Offenbar gibt es im Sinai und um den Nassersee vermehrte Feuchtigkeit. Die dortigen Wasserläufe sind in den letzten vier Jahren signifikant angeschwollen und über dem Nassersee hat der Dunst zugenommen. Das sind Ergebnisse aus Berechnungen und Berichten des IPCC, die in diesen Tagen auf einer Konferenz in Amman von Experten für Klimawandel vorgestellt wurden. ((Quelle: Al-Watan, Kairo, 5. Oktober 2012, 6.))

Prof. Jamal Alibo, internationaler Klimaexperte und Bewässerungsfachmann an der Hasaniyye-Universität in Casablanca hält es für unzweifelhaft, dass das Klima in Ägypten und womöglich weit darüber hinaus bis in die arabische Halbinsel und die Sahara in den nächsten Jahren deutlich regnerischer und fruchtbarer wird. Möglicherweise wird man dort sogar Landwirtschaft betreiben können.

Alibo forderte die Nilanrainerstaaten auf, hinsichtlich des Baus von Staudämmen eng miteinander zu kooperieren und eher kleine Dämme zu bauen. Der französische Klimaexperte Dr. Estefan Simon empfahl gleichfalls den gesamten arabischen Staaten Nordafrikas und der Levante, kleine Staudämme zu bauen, um das vermehrte Wasser aufzufangen und damit Dürreperioden zu überbrücken. Der ägyptischen Regierung riet er dasselbe für den Sinai.

Die verbreitete Angst vor den negativen Folgen des Klimawandels ist eben zunächst einmal eine Angst, d. h. eine negative Erwartung, eine normale menschliche Reaktion auf Veränderung. Dass Veränderung auch positive Folgen haben kann, gerät dabei leicht aus dem Blick. Wenn aber der ganze Rummel von Konferenzen und Programmen dazu führt, dass man auch für die positiven Folgen Vorkehrungen trifft und Hysterie abbaut, hat er vielleicht doch sein Gutes.

[Aus dem Archiv.]

Im Land der Lüge

Ausländische Diplomaten in Teheran, schreibt der Orientalist Volker Perthes in seinem Buch “Iran”, haben wiederholt die Erfahrung gemacht, dass ihre iranischen Gesprächspartner offenbar wenige Hemmungen haben sie anzulügen. Eine Studie über den iranischen Verhandlungsstil bestätigt das.[1] Ohne das Buch hier weiter empfehlen zu wollen: das sollte man wissen, wenn man sich auf das iranische Regime einlässt.

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