Der Philosoph Theodor W. Adorno schrieb einst, dass der Begriff Genozid nach dem Massenmord der Nazis an den Juden erfunden wurde, um dem „Planvollen, Systematischen und Totalen“ einen Begriff zu geben, „wollte man nicht den Opfern, deren es ohnehin zu viele sind, als daß ihre Namen erinnert werden können, noch den Fluch des Nicht-gedacht-soll-ihrer-werden antun.“ Der Vowurf, einen Genozid zu begehen, wird nun in Den Haag gegen Israel verhandelt.
Sicherlich kann man den Bildern, die uns aus dem Gazastreifen erreichen, insofern nicht trauen, als die israelische Seite kein Interesse hat, eigene mögliche Kriegsverbrechen zu dokumentieren. (Die Hamas hingegen macht aus ihrer Barbarei kein Hehl.) Dennoch lässt sich sagen, dass es keinen Grund gibt anzunehmen, Israel plane oder verübe einen Genozid. Zuviel spricht dagegen:
- Die Tatsache, dass Israel dieser Krieg aufgezungen wurde;
- die Tatsache, dass es die Zivilbevölkerung durch Fluchtkorridore zu schützen versucht und zugleich mit Hilfsgütern versorgt;
- die Tatsache. dass es kein Motiv hat, die Bevölkerung des Gazastreifens zu massakrieren, auch wenn zwei oder drei rechtsradikale Mitglieder der Regierung Netanjahu unbedachte Äusserungen in dieser Richtung gemacht haben.
In Wahrheit sind es die Hamas und andere Terrorgruppen, die Israel auslöschen wollen und die Israelis mit dem „Fluch des Nicht -gedacht-soll-ihrer-werden“ zu belegen beabsichtigen, wobei sie nicht davor zurückschrecken, die eigene Bevölkerung als Schutzschilde zu missbrauchen, was freilich die Massen in den islamischen Ländern und anderenorts nicht etwa vor Empörung auf die Strasse treibt, im Gegenteil.
Vielmehr wird das Opfer verantwortlich gemacht, während noch immer über 130 Geiseln, darunter Alte und Kinder, in den Händen der Hamas sind, die zudem trotz erheblicher israelischer Gegenwehr in der Lage ist, Raketen auf israelische Städte abzufeuern. Die eigenen Soldaten tragen auch keine Uniform, an denen sie als reguläre Kämpfer zu erkennen wären, sondern operieren unerkannt und damit auf eine Weise, mit der sie die eigene Zivilbevölkerung in dauernde Gefahr bringen.
Grosse Teile der Weltöffentlichkeit spielen das Spiel der Hamas
All das macht sie zu Terroristen und zu legitimen Angriffen der israelischen Seite, die freilich nur die Wahl hat, die eigene Selbstverteidigung um den Preis zu erringen, als genozidales Monster in den Den Haag vorgeführt zu werden, oder die eigene Vernichtung in Kauf zu nehmen, letztlich also nur verlieren und allenfalls versuchen kann, den Verlust für die eigene und die Gegenseite nur so gering wie möglich zu halten.
Hier zeigt sich, dass grosse Teile der Weltöffentlichkeit längst das Spiel der Hamas spielen und sich willfährig vor den Karren derer spannen lassen, für die Menschlichkeit nicht zählt. Die Trauer um tote arabische Babys ist pure Heuchelei. Als die Kinder im syrischen Aleppo Krieg, Terror und anschliessend einem harten Winter ausgesetzt waren, gab es genausowenig tumultuarische Zustände in den Grossstädten der Welt, wie nach der türkischen Militäroperation in Cizre 2016. Weitere Beispiele liessen sich nennen.
Dass ausgerechnet Südafrika sich aufschwingt, Israel eine moralische Lektion in Form einer Anklage wegen Völkermordes zu erteilen, erklärt sich aus der antiisraelischen politischen Kultur seit dem Ende der Apartheid – man denke hier nur an die unheilvolle Durban-Konferenz von 2001. In Südafrika neigt die politische Elite dazu, Israel in Analogie zur einstigen weissen Vorherrschaft zu setzen und die Palästinenser in Analogie zu den Schwarzen am Kap, was in jeder Hinsicht falsch ist und selbst wenn diese Analogien richtig wären, so legitimierten sie doch keine Entführung von Zivilisten, darunter Alte und Kinder.
Die Zerstörungen im Gazastreifen gehen auf das Konto der Hamas und ihrer Unterstützer im Nahen Osten, aber auch all jener, die Israel verantwortlich machen, denn diese Verkehrung von Tätern und Opfern erst ist es, die den Terrorismus ermutigt. Israel ermordet keine palästinensischen Zivilisten, weder planvoll noch systematisch. Vielleicht hat der Prozess in Den Haag auch sein Gutes, wenn er die Wahrheit ans Licht bringt.