Schwarz. Rot. Gold.

Deutschland ist Fussball-Weltmeister, die Deutschen jubeln, und wieder stellt sich die Frage nach der Zulässigkeit von soviel Schwarz-Rot-Gold auf den Strassen. Tobt da etwa die neue deutsche Volksgemeinschaft? Persönlich stehe ich dieser ganzen Fahnenschwenkerei reserviert gegenüber, halte es eher mit dem argentinischen Individualismus eines Jorge Luis Borges, womit wir das Thema eigentlich abhaken könnten. Eigentlich.

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Everybody’s a critic

“Generation War” heisst die englischsprachige Fassung des deutschen Fernseh-Dreiteilers “Unsere Mütter, unsere Väter”– und die Kritiker im Vereinigten Königreich waren not amused. Das wiederum gefällt der London-Korrespondentin der FAZ gar nicht, wie sie in einem etwas launisch geschriebenen Artikel zum Besten gibt.

Der Film, der vor einem Jahr im deutschen Fernsehen lief, war vorab mit grossem Lob bedacht worden, u.a. in der FAZ. Wie sich seinerzeit herausstellte, hat Produzent Nico Hofmann tatsächlich grossartige Arbeit geleistet, was den Unterhaltungsfaktor angeht, aber rabiat versagt in Hinsicht auf historische Genauigkeit.

Während auf deutscher Seite Antisemitismus lediglich Sache einer Nazi-Elite war, fand er auf polnischer Seite starken Widerhall auch im einfachen Volk: das war das Bild, das der Film vermittelte. Dabei wissen wir nicht erst durch die Forschung von Daniel Jonah Goldhagen, wie weit Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft während der Nazi-Zeit verbreitet war.

Der Historiker Sebastian Haffner notierte, dass mit der Zweidrittelmehrheit im Parlament jeder Widerstand gegen Hitler dahingeschwunden war. Damals war das Hakenkreuz in die deutsche Masse “hineingeprägt worden”, so Haffner, “wie in einen formlos-nachgiebigen, breiigen Teig.” Nur zu willig haben, wenn auch nicht alle, so doch viel zu viele Deutsche mitgemacht.

Der Fernsehfilm “Unsere Mütter, unsere Väter” liess davon nichts erahnen, erweckte vielmehr den Eindruck, Nazi-Ideologie und Judenhass seien ein Problem von SS-Offizieren gewesen. In deutschen Medien war dies gelegentlich und zu recht bemängelt worden.

Das hält die FAZ-Korrespondentin jedoch für keiner Erwähnung wert. Stattdessen bürstet sie den Kritiker Clive James ab, indem sie ihm, der doch soviel auf seine Kenntnis der deutschen Kultur halte, vorwirft, selber nichts begriffen zu haben. Noch mehr Arroganz geht nicht.

Umso erfreulicher, dass britische Kritiker dem Film nicht auf den Leim gegangen sind.

Blick zurück nach vorn

Noch nach fünfzig Jahren ist der überlieferte Briefwechsel zwischen Hans Blumenberg und Jacob Taubes aufschlussreich, wenn es um das intellektuelle Klima der 60er und 70er Jahre geht. Das gilt auch in Hinsicht auf den Umgang mit anderen Meinungen und Anschauungen seitens zweier Gelehrter in einer Zeit, in der der universitäre Betrieb noch stark von der Vergangenheit überschattet war.

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Hamburg schafft sich ab

An den Ausschreitungen um das besetzte Hamburger Flora-Theater (“Rote Flora”) zeigt sich, dass eine Anbiederung an extremistische Kräfte nur noch mehr Unheil bringt. Die Grünen empören sich zwar – jedoch über die Polizei, weil diese möglicherweise die Demonstration zu früh gestoppt hat. “Die vielen verletzten Polizisten und Polizistinnen, aber auch die unbekannte Zahl der Verletzten insgesamt sind auch eine deutliche Mahnung an die gesamte Stadt und an uns in der Politik” findet Antje Möller von der Grünen Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Das Verhalten gewaltbereiter Chaoten ist also eine “Mahnung” und damit jeder versteht, was gemeint ist, heisst es ergänzend: “Gewalt darf kein Mittel der Politik sein.” Das passt zur gemeinsamen Outing-Kampagne von Grüner Jugend und Linksjugend von vor acht Monaten, in der stolz verkündet wurde: “Ich bin linksextrem.” Teile der Grünlinge (immerhin hat sich die Grüne Jugend in Hessen von der Kampagne distanziert) haben offenbar noch immer nicht ihren Frieden mit der bürgerlichen Republik gemacht.

Ausbaden muss das Desaster die Polizei: 120 Polizisten wurden verletzt, neunzehn davon mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion sprach von “bürgerkriegsähnlichen Attacken” auf die Polizei. Die Flora ist Ausgangspunkt “gezielter Gewalt”, so Kai Voet van Vormizeele von der Hamburger CDU. Was die friedlichen Demonstranten (gibt es noch andere?) anbetrifft, so dürfen sie sich bei den Chaoten bedanken, dass ihr Anliegen um den Erhalt des Status Quo (= fortgesetzte Tolerierung der Besetzung) nunmehr kein Gehör fand.

Für dieses Anliegen darf in einer liberalen Demokratie demonstriert werden, auch wenn moralische Zerrüttung aus ihm spricht. Bei den Hamburger Grünen ist die Besetzung des Flora-Theaters ganz in diesem Sinne nur eines von vielen “strittigen Themen”, für die man “politische Lösungen” finden müsse. Vielleicht müssen erst die Häuser Hamburger Grünen-Politiker besetzt werden, um zu erkennen, dass es nicht um ein “strittiges Thema”, sondern um Kriminalität geht. 

Nützen wird den Hamburger Grünen ihre Anbiederung an die Chaoten freilich nichts. Die Webpräsenz der Besetzer verkündet unverdrossen die Parole: “Regierung stürzen!!! Vielleicht nicht heute oder morgen aber übermorgen. Steter Tropfen höhlt den Stein.” 

Muslimischer Fundamentalismus in Europa

Besonders kleine Kinder leiden unter dem autoritäten Erziehungsstil im Elternhaus, der auch mit körperlicher Gewalt einhergeht. Sie werden so zu unbedingtem Gehorsam erzogen, weiss die Islamkundelehrerin Lamya Kaddor in ihrem Buch „Muslimisch–Weiblich–Deutsch‟ (2010) über ihre muslimischen Schüler im Dinslakener Stadtteil Lohberg zu berichten. Und: „Die aus einer Mixtur von Religion und Tradition stammenden Regeln greifen vor allem mit Beginn der Pubertät.“

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Qualitätssicherung

In seinem Buch “Freiheit, Gleichheit und Intoleranz” (2013) holt der Erfurter Politikwissenschaftler Kai Hafez zum grossen Rundumschlag gegen eine vermeintlich weitverbreitete Islamophobie in der deutschen Gesellschaft aus und äussert sich in diesem Zusammenhang u.a. über den Philosophen Peter Sloterdijk, den Historiker Hans-Ulrich Wehler, den Schriftsteller Ralph Giordano und den Journalisten Henryk Broder.

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