Magdeburg: Welches Motiv hatte der Attentäter?

Ein Mann pflügt mit seinem Auto durch die arglosen Besucher des Magdeburger Weihnachtsmarktes, tötet mindestens vier Menschen und verletzt mehr als zweihundert. Weil der Fahrer ein Saudi ist, scheint alles in ein bekanntes Muster zu passen, denn islamistisch motivierte Attentate, bei denen mit einem Fahrzeug durch eine Menschenmenge gepflügt wird, hat es zur Genüge gegeben – in Israel, im französischen Nizza, in Berlin.

Noch immer nicht deaktivierter „X“-Account des Attentäters.

Alles deutete also auf einen islamistischen motivierten Terroranschlag hin, doch der Täter, ein Mann namens Taleb al-Abd al-Mohsen, war offenbar von ganz anderen Motiven getrieben. Denn es stellte sich heraus, dass der Saudi sich nicht nur vor langem schon vom Islam losgesagt hat, sondern ein ausgesprochener Islam-Hasser ist, der zudem für die AfD geworben haben soll, wie die „Welt“ berichtet. Man möchte fast lachen, wenn das alles nicht so schrecklich wäre.

Doch was auf den zweiten Blick nach der Tat eines radikalen Islamhassers aussah, scheint auch nicht zu stimmen. Einige Ex-Muslime wie Ali Utlu, die mit Taleb al-Abd al-Mohsen Kontakt hatten, bezweifeln seinen Abfall vom Islam und glauben an ein grossangelegtes Täuschungsmanöver. Al-Abd al-Mohsens islamkritische Ansichten und eine von ihm initiierte islamkritische Webseite dienten dann nur dazu, sich das Vertrauen der Gesellschaft zu erschleichen.

Auch das scheint aber wenig glaubwürdig. Warum sollte sich jemand soviel Mühe machen, ein islamkritisches Image aufzubauen, nur um dann ein Attentat zu begehen, dessen Botschaft vor diesem Hintergrund gar nicht mehr verstanden werden kann? Weihnachtsmärkte sind ein Produkt der christlichen Kultur; ihre Besucher zu massakrieren macht keinen Sinn, wenn der Täter als Islamkritiker auftritt. Logisch wäre es gewesen, sich ein Anschlagsziel zu suchen, das den Islam repräsentiert.

Wenn sich ein Extremismusforscher namens Matthias Quant in einer Sondersendung des ZDF mit der Frage, ob er sich einen Reim auf all das machen könne, überfordert zeigt und etwas von „Salatbar-Extremismus“ erzählt, dann sagt das mehr über den Zustand der Geisteswissenschaften aus als über den Täter. Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, bezeichnet den Attentäter zu recht als unytpisch, der in kein Raster passt.

Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass al-Abd al-Mohsen so ziemlich mit der halben Welt im Clinch gelegen hat. Der Zentralrat der Ex-Muslime soll von ihm seit Jahren terrorisiert worden sein, der Ärztekammer drohte er 2013 mit einem Anschlag. Bis zum Beweis des Gegenteils müssen wir davon ausgehen, dass al-Abd al-Mohsen ein psychisch gestörter Mensch ist und dass seine schreckliche Tat allein vor diesem Hintergrund zu erklären ist. Versuche, seine Tat politisch zu instrumentalisieren, sollte man tunlichst unterlassen.

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