Die islamische Welt dreht sich im Kreise – und westliche Intellektuelle applaudieren (III)

Während im Westen in einem langwierigen Prozess „die Steigerung des Sinngehaltes in der Geschichte zu einem völlig innerweltlichen Phänomen ohne transzendentale Einbrüche‟ (Eric Voegelin) geführt hat, hadern die islamischen Gesellschaften mit einer solcher Entwicklung. Will die islamische Welt wirklich zu Wohlstand und Stabilität gelangen, muss sie den ewigen Reformismus überwinden, muss die Autorität des Islam über alle Aspekte der Politik hinterfragen, dem Individuum zu seinem Recht verhelfen und sich zu einem gesellschaftlichen Pluralismus durchringen, der es möglich macht, abweichende Lebensstile und Weltanschauungen nicht nur in geschlossenen Zirkeln auszuleben.

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Die islamische Welt dreht sich im Kreise – und westliche Intellektuelle applaudieren (II)

Dabei möchten westliche Betrachter so gern glauben, dass sich in der islamischen Welt soviel regt, dass soviel im Gange ist. Sie glauben das schon ziemlich lange: Jedes Jahrzehnt hat seine Reformdenker auf islamischer und seine Bewunderer auf westlicher Seite. Dass eine Modernsierung aus dem Geiste des Islam heraus längst gescheitert ist, will keine Seite wahrhaben. Beide klammern sich an den Gedanken, dass es eine vielfältige Auslegungspraxis des Koran gibt, die Raum für die unterschiedlichsten Gesellschaftsvorstellungen lasse und ignorieren, dass die Rechtsschulen des Islam grösstenteils nur in Nuancen voneinander abweichen.

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Die islamische Welt dreht sich im Kreise – und westliche Intellektuelle applaudieren (I)

Wer ein islamisches Land des Nahen Ostens bereist, wird recht bald die Bekanntschaft mit Menschen machen, die sich ihm leicht öffnen. Man merkt schnell, dass die dortigen Gesellschaften alles andere als monolithisch sind. Es gibt Säkulare und Atheisten, Muslime, die zum Christentum konvertiert sind, emanzipierte Frauen, viele, die es mit den Speisevorschriften des Islam nicht genau nehmen, wie man überhaupt in islamischen Ländern eine Menge gescheiter Leute treffen kann, die aller Arten fortschrittlicher Ideen anhängen.

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Obama singt Amazing Grace

Nichts hier ist hohl oder verlogen. Amerika trauert um neun, von einem weissen Rassisten in Charleston ermordete Menschen. Und Obma stimmt auf der Trauerfeier in einer schwarzen Methodistenkirche “Amazing Grace an” – voller Pathos, Ergriffenheit, Lebensfreude und Patriotismus: Dafür lieben wir die Amerikaner.

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Ist zum islamischen Kopftuch bereits alles gesagt?

Keine Frage: In einer liberalen Demokratie muss man das islamische Kopftuch aushalten. Das Recht, aus religiösen oder anderen Gründen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen, darf nicht bestritten werden. Auf einem anderen Blatt allerdings steht, ob man das islamische Kopftuch deswegen gleich verteidigen muss.

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Griechischer linker Ultranationalismus

Im Westen wundern sich wieder einige, wie es möglich sein kann, dass eine ultralinke mit einer rechtskonservativen Partei koaliert – als ob man nichtwestliche Länder mit den Wertvorstellungen des Westens begreifen könnte! Dabei ist Griechenland nicht nur kein Teil des Westens, sondern ein ausgesprochen anti-westliches Land, auch wenn es geographisch in Europa liegen und Mitglied von EU und NATO sein mag. ((Vasilios N. Makrides urteilt über Griechenland: “Its political and economical elites are pro-Western, but its history, culture, religion and tradition are essentially non-Western.” Aus: Encyclopedia of Greece and the Hellenic tradition / Ed. Graham Speake (2000), Lemma “Anti-westernism”.))

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Ein starkes Zeichen – Danke!

Heute hat der Zentralrat der Muslime mit einer Mahnwache am Brandenburger Tor ein starken Zeichen gegen die mörderische Ideologie der Attentäter von Paris gesetzt und unmissverständlich die Werte von Meinungsfreiheit und Pluralismus verteidigt. Die Attentate in Paris rechtfertigen keinen Fremdenhass, keinen Rassismus, und keine Brandanschläge auf Moscheen – niemals und unter keinen Umständen!

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Signale aus der Grauzone

In meiner Studienzeit hatte ich einen Kommilitonen, mit dem ich mich gut verstand und der eigentlich ganz anders heisst, hier aber Tayfun genannt werden soll. Tayfun war ein netter Kerl, damals, Ende der Neunziger. Weil er in seinem Wohnheim keinen Fernseher hatte, kam er häufiger zu mir, um die Nachrichten zu schauen.

Er war ein gläubiger Muslim, hielt sich an die Speisevorschriften und führte auch sonst ein recht asketisches Leben, hatte aber auch Humor. Anderen Menschen begegnete er mit der Coolness eines Sufis, der dieser Welt enthoben ist. Naja, nicht ganz enthoben, er war auch immer hinter den Frauen her. Tayfun nahm an interreligiösen Treffen teil und lebte einen Islam des Friedens und der Mitmenschlichkeit. Gewalt lehnte er ab.

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Desinformation bei der “Zeit”

Ein Online-Kommentar der “Zeit” regt sich über die aktuelle Titelgeschichte des “Focus” auf, die sich der “dunklen Seite des Islam” widmet. Kann schon sein, dass der “Focus” sich damit auf das Niveau eines Revolverblattes begibt und sich manches darin findet, was kritikwürdig ist. Aber die Kritik, wie sie im “Zeit”-Kommentar geübt wird, kommt einer Desinformation gleich.

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Zu Koran 5,32

Der Islam mag eine Religion des Friedens sein. Aber wie lässt sich das aus dem Koran heraus begründen?

Aus diesem Grund (d.h. aufgrund dieses Brudermords) haben wir den Kindern Israels vorgeschrieben, daß, wenn einer jemanden tötet, (und zwar) nicht (etwa zur Rache) für jemand (anderes, der von diesem getötet worden ist) oder (zur Strafe für) Unheil (das er) auf der Erde (angerichtet hat) es so sein soll, als ob er die Menschen alle getötet hätte. Und wenn einer jemanden (w. ihn) am Leben erhält (w. lebendig macht) soll es so sein, als ob er die Menschen alle am Leben erhalten (w. lebendig gemacht) hätte.

… heisst es in Sure 5,32, hier in der Übersetzung von Rudi Paret (1979). Dieser Vers wird gerne herangezogen, um ein allgemeines Tötungsverbot aus dem Koran abzuleiten (z.B. hier). Natürlich gibt es immer eine Spannbreite an möglichen Interpretationen und was man theologisch aus einem Vers macht, ist noch eine ganz andere Sache.

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