Des Führers Socken

Die Geschichte lehrt uns, dass Schrecken und Zivlisation oft eng beieinander liegen, wofür der Abbasidenkalif Harun ar-Raschid (gest. 809) ein prächtiges Beispiel abgibt, der nicht nur die Gelehrsamkeit am Hofe förderte und dem Handel Aufschwung verlieh, sondern auch die Dynastie der Barmakiden, die seine Amtsgeschäfte führten, umbringen liess, als sie im zu mächtig wurden. Oder man denke an den spanischen Humanisten Don Antonio del Corro (gest. 1556), der ein grosser Bücherfreund war, aber in seinem Hauptberuf als Inquisitor ebenso Menschen peinigte und zu Tode quälte.

Wenn es nach der Islamwissenschaftlerin Katajun Ampir ginge, müsste auch der Begründer der Islamischen Republik, Ajatollah Khomeini, ein Mensch gewesen sein, auf den sich die Gegensätze vereinigten, und so erfahren wir aus ihrem aktuellen Buch, dass dieser Mann, der ein ganzes Land politisch und wirtschaftlich an die Wand gefahren und die iranische Bevölkerung einer Tugenddiktatur im Namen des Islam unterworfen hat, auch seine angenehmen Seiten hatte.

Khomeini nämlich, so erfahren wir von Frau Amirpur aus regimenahen Quellen, sei “durchaus modebewusst” gewesen, habe er doch darauf geachtet, “dass seine Socken zu seinem Kaftan passten” und habe er “etwas übrig [gehabt] für gutes Eau de Toilette”. – Wenn das kein Beweis dafür ist, dass Khomeini, der auch ein Dichter gewesen sein soll, “eine überaus komplexe Figur” gewesen sein muss! “Überaus komplex” ist ein Mensch nämlich dann, wenn er andere Menschen massenhaft einkerkern und hinrichten lässt, andererseits sich Zeit nimmt für die Wahl der richtigen Socken.

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