Die Quellen des Historikers

Ausgehend von der Besprechung des Buches “Die Araber und der Holocaust” von Gilbert Achcar habe ich mir eimal die auf der Webseite des Verlages verfügbare Leseprobe angeschaut, wo ich über folgende Aussage im Vorwort gestolpert bin:

Wo immer mir gute Sekundärquellen nicht zugänglich waren, habe ich Primärquellen genutzt.

Nun gut, für ein endgültiges Urteil über das Buch, das ich nicht gelesen habe, reicht es nicht. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Autor weiss, was er da tut.

[Aus dem Archiv,]

Libertas Germaniae

Ich bin ja immer für Fairplay, weswegen ich die Linkspartei als demokratische Partei verteidigt habe. Aber mittlerweile lässt sich nicht übersehen, dass Positionen nahe am Extremistischen die Partei erobert haben. Das betrifft nicht nur Leute wie Dagdelen, Höger und Wagenknecht, auch die Führungsspitze ist nicht frei davon.

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Friedrich Naumann ein Antisemit?

Man kann Friedrich Naumann sicherlich vieles vorwerfen (vor allem, dass er mehr Sozialdemokrat als Liberaler war), aber dass er eine antisemitische Schlagseite gehabt haben soll, dürfte eine kaum haltbare These sein.

Tatsächlich hatte Naumann für den Antisemitismus seiner Zeit nur Verachtung übrig: “Der Jude soll der Typus der Geldwirtschaft sein und mit seinem kapitalistischen Geiste das brave und biedere Deutschland durchsetzt und zerstört haben”,[1] konstatierte er (man beachte die ironische Sprache!), um dann zu einem klaren Urteil zu gelangen:

“Es gibt keine bequemere, aber auch keine unfruchtbare[re] politische Grundformel als den Antisemitismus.”[2]

Naumann war gewiss kein Antisemit. Aussagen wie die, dass die Juden im Falle eines Entzugs ihrer Staatsbürgerrechte “staatsfeindlich” würden, sind offenbar an die Adresse der Antisemiten seiner Zeit gerichtet, die für Appelle an Menschenwürde und die Existenz unveräusserlicher Rechte taub waren und die man nur so argumentativ “packen” konnte.

  1. Friedrich Naumann: Werke. Köln 1964, Bd. 2, 168, Abschnitt a.
  2. Ebd., 169.

Alptraum Syrien: Was kommt nach Assad?

Sie nennen sich “Brigaden der Freien von Damaskus”, “Helfernetzwerk Syrien” oder “Beistandsfront für die Bewohner Syriens” und sind in allen gängigen sozialen Netzwerken aktiv: bei Facebook, Google+ und Twitter.
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Diese Leute wollen Assad beerben – und einen Kalifatstaat errichten.

Sie zeigen Filmmaterial, auf dem Gegner bei laufender Kamera erschossen werden. Auf einem anderen Film triumphiert eine Rebellengruppe, die sich um einen offenbar zu Tode gefolterten Assad-Anhänger versammelt hat.
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Schon der ganze kriegsverherrlichende Ton wirkt verstörend. Eine Gruppe zeigt auf ihrer Seite in der “Wer wir sind”-Sektion einen Videozusammenschnitt von Kriegsszenen.
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Wenn diese Leute an die Macht kommen, wird Assad rückblickend als das kleinere Übel erscheinen. Nicht zuletzt, was Israel angeht.

(Ich bitte um Verständnis, wenn ich hier keine Links setze oder sonstige Hinweise, die es leichter als nötig machen, die entsprechenden Seiten im Internet zu finden.)

Der Unterschied zwischen Syrien und Libyen

Warum hat die NATO in Libyen eingegriffen, während sie keine Anstalten macht, dasselbe in Syrien zu tun, fragt sich mancher. Ein MIT-Arbeitsppapier versucht darauf eine Antwort zu geben. Kostprobe:

[…] the notion that Syrian air defenses are “five times” more sophisticated than Libya’s or “ten times” more than Serbia’s should not be understood as an indication of the time it would take to neutralize Syria’s by comparison, but as an indication of the high level of persistent threat NATO would likely face from a moderately capable adversary for the duration of any air campaign. […] The original “low-risk” rationale for humanitarian intervention from the air thus appears far less persuasive for this particular form of intervention in Syria.

Im Klartext: ein Sieg wäre weitaus schwieriger zu erringen und liesse eine höhere Zahl an zivilen Opfern erwarten. So sieht’s aus.

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