Starkes Pferd statt lahmer Gaul

Von Journalisten verfasste Bücher über den Nahen Osten basieren üblicherweise auf persönlichen Begegnungen und Eindrücken, die dann  mit historischem Hintergrundwissen angereichert werden. Nicht so das Buch „The Strong Horse“ des amerikanischen Journalisten Lee Smith, der sich das ehrgeizige Ziel vorgenommen hat, den kulturellen Ursachen der eruptiven Gewalt, von der die Arabische Welt geprägt ist, auf den Grund zu gehen, um so weit mehr als eine Momentaufnahme der Arabischen Welt zu geben.

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Mitteilungen aus Kilis (12)

Dies ist mein erster Artikel, nachdem mein FB-Benutzerkonto vom syrischen Geheimdienst und einem syrischen Spitzel gehackt wurde, der sich unter uns in den Reihen von Politikern und Aktivisten versteckt hielt. Er administriert derzeit eine Seite der arabischen Diaspora, die geheimdienstlichen Zielen zugeordnet ist. So ist man auf meinen ersten Artikel aufmerksam geworden.

Die Welt soll nicht vergessen: 2011 haben die Schüler in Dar’a einen Slogan verfasst, den die Ägypter in den Arenen der Freiheit wiederholten: „Die Menschen wollen den Sturz des Regimes“, weil Syrien ein verwilderter Polizeistaat ist, der Kinder verhaftet und ihnen die Nägel herausreisst und der die Mütter der Kinder dazu bringt, den syrischen Sicherheitselemente zur Verfügung zu stehen.

Diese Missachtung für die Menschen führte zu Protesten, auf denen gefordert wurde, dass der Kopf der Sicherheitsabteilung, Ali Mamluk, vor Gericht gestellt werden solle. Aber Ali Mamluk gehört als Alawit zur Familie von Bashar al-Assad. Assad, der Ratschläge gab, verstand nicht, dass er kein Gott ist, sondern der Präsident eines Landes, dessen Bevölkerung sich unter seiner repressiven und abscheulichen Politik windet, wobei die Alawiten diejenigen sind, die das Sagen haben.

In den Zellen wurden Kinder getötet, darunter der Märtyrer Hamza al-Khatib, der später zur Ikone der syrischen Revolution werden sollte. Assad wiederum, um kriminelle Handlungen zu rechtfertigen, sprach vom ersten Moment an von „al-Qaida“ und „Takfiris“ etc. Jeder arabische Führer hat dies dann wiederholt – denn sie alle wollen die Macht behalten.

– Nur in Syrien ist es nicht gelungen, die Demonstrationen und Proteste mit Wasserwerfern niederzuschlagen, wie dies Erdogan [in der Türkei] macht. Stattdessen hat man scharfe Munition benutzt, wofür es Beweise gibt.

– Nur in Syrien sind Demonstrationen von der Luftwaffe bombardiert worden.

– Nur in Syrien hat man bei einem Treffen der Aufständischen mit ihren Familien allesamt festgenommen.

– Nur in Syrien haben Sicherheitskräfte die Hände von politischen Aktivisten und Journalisten mit dem Hammer zerschmettert.

Die Syrer sind keine Angsthasen. Die bewaffnete Revolution begann, als einige Offiziere fahnenflüchtig wurden, nachdem sie Zeuge unmenschlicher Dinge in Syrien und einer regelrechten Ausrottung des syrischen Volk geworden waren.

Mit der Fahnenflucht von Soldaten und ihren Waffen kam es zu bewaffneten Konfrontationen. Allmählich griff auch das syrische Volk zu den Waffen um sich vor der Tötungsmaschinerie zu verteidigen.

Assad hat auf die Armee gesetzt und auf das korrupte Klientelsystem, sowie die Herrschaft der Familie. Als er aber spürte, wie die Dinge sich entwickeln, da gab er den Golfstaaten oder Ägypten die Schuld.

Assads Motto lautet „Assad oder wir verbrennen das Land“, aber das syrische Volk kümmert sich nicht darum. Assad hat von allen Mitteln Gebrauch gemacht, um Menschen zu töten. So hat er bei den Schiiten Hilfe gesucht und begann die Melodie namens „der Krieg ist ein Religionskrieg“ anzustimmen.

Assad Herrschaft ist korrupt und gründet auf Beamten, Funktionären und Baathisten usw., die er ausgerüstet hat und denen er grünes Licht zum Töten gab, wie auch die finanziellen Mittel. Nur wenig konnte er die Freie Armee durch Leute, die offen gegen Assad auftraten, infiltrieren, denn deren Angehörigen sind nicht wie die Agenten des Regimes.

Die Menschen in Syrien haben zu den Waffen gegriffen, um ihre Würde, ihr Leben und ihren Glauben zu verteidigen. Wegen der grausamen Brutalität bei der Niederschlagung der Proteste sind vier Millionen Syrer zu Flüchtlingen geworden, darunter ich. Die Welt schaut sitzend zu, wie die Syrer getötet werden. Und begnügen sich damit, ein wenig Geld und Medikamente zu spenden.

Die Situation in Syrien ist extrem gefährlich. Jetzt sind die schiitischen Milizen von der verdeckten Operation zur offenen übergegangen – mit religiösen Slogans, die man seit mehr als tausend Jahren nicht mehr gehört hat. […]

Türkische Republik, 9.6.2013

(Aus dem Arabischen von Michael Kreutz.)

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