Bisher stand eine Mehrheit der Deutschen stabil an der Seite Israels. Das hat sich jetzt wohl geändert. Und das, obwohl Israel alles andere als blindlings einen Krieg im Nahen Osten führt, wie manche Kritiker hierzulande glauben machen wollen, sondern gezielt gegen terroristische Infrastruktur vorgeht und dabei sehr erfolgreich ist.
Die Hisbollah dürfte mittlerweile erheblich geschwächt sein, was Personal, Waffenstärke und Finanzkraft angeht. Denn Israel nimmt all das ins Visier. Die Ausschaltung der Hisbollah ist nicht nur gut für Israel, sondern auch eine erhebliche Chance für den Libanon, diesen Staat im Staate namens Hisbollah zu überwinden, sich zu demokratisieren und zu modernisieren.
Am Horizont schimmert sogar die Hoffnung auf, dass der Libanon eines nicht mehr allzu fernen Tages Frieden mit Israel schliessen könnte. Doch laut einer Umfrage von Forsa im Auftrag des Magazins „Stern“ sind sechzig Prozent der Deutschen gegen Rüstungsexporte nach Israel. Als ob die militärische Schwächung Israels irgendetwas Gutes für die Region bringen könnte.
Sechzig Prozent der Deutschen sind gegen Rüstungsexporte nach Israel – eine Schande
Man kann Konflikte nicht diplomatisch lösen, wenn die eine Seite die Auslöschung der anderen will. Das gilt für den Nahen Osten ebenso wie für die Ukraine. Erst muss der Aggressor in seine Schranken gewiesen oder ganz ausgeschaltet werden, damit Frieden möglich wird. Denn Waffengang und Diplomatie widersprechen einander nicht, das eine kann Voraussetzung für das andere sein.
Mit Hamas und Hisbollah wird der arabische Teil des Nahen Osten niemals zur Ruhe kommen und niemals zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand gelangen. Es sind zerstörerische Kräfte, die von einer fanatischen Ideologie getragen werden. Die Hisbollah verfügt sogar über ein eigenes Bankensystem, das ausserhab der Kontrolle durch die libanesische Zentralbank operiert und Terror und Geldwäsche ermöglicht.
Wenn eine Analystin laut „taz“ behauptet, dass der israelische Angriff „auf die wirtschaftliche Lebensader von mehr als 300.000 Libanesen“ ziele und die Quasi-Bank der Hisbollah „unverzichtbar geworden“ sei, „um Schulgebühren zu bezahlen, kleine Unternehmen zu finanzieren oder Solaranlagen zu installieren“, dann stellt das die Fakten auf den Kopf.
Lateinamerika, die Hisbollah und das mahnende Beispiel Pablo Escobar
Es verhält sich im Prinzip wie mit dem einstigen Drogenbaron Pablo Escobar, der mit seinen kriminellen Geschäften den kolumbianischen Staat soweit geschwächt hatte, dass dieser als „Narco-Staat“ zur Beute von Terroristen wurde. Wie der Analyst Jorge Cachinero schreibt: „Daher arbeiten kriminelle Gruppen bei diesem Prozess der Durchdringung und Umgestaltung der Staaten von innen heraus letztlich mit der Polizei, der Justiz und dem Militär zusammen.“
Am Ende trat Pablo Escobar als Wohltäter auf. Seine Wohltätigkeit hatte er mit dem Blut vieler unschuldiger Menschen erkauft. Genau verhält es sich mit der Hisbollah, die übrigens nicht nur in Libanon, sondern auch in Lateinamerika aktiv ist: Erst unterwandert sie die staatlichen Strukturen, dann macht sie sich als Wohlfahrtseinrichtung unentbehrlich. Das Ende der Hisbollah als militärische und finanzielle Organisation sollte im Libanon und in Lateinamerika mit Erleichterung aufgenommen werden.
Da die Unifil (Interimsstreitkräfte der UN im Libanon), deren Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, Tätigkeiten der Hisbollah südlich des Litani zu unterbinden, sich faktisch zum Komplizen der Terroristen gemacht hat und der libanesische Staat zu korrupt ist, übernimmt Israel deren Job. Dass nun sechzig Prozent der Deutschen ausgerechnet gegen Rüstungslieferungen an Israel sind, ist eine Schande und verkennt die Realitäten im Nahen Osten.