Zwischen Religion und Politik X – Schluss

Das moderne, diesseits- und lebensbejahende Gemeinwesen bedarf eines entsprechenden Ethos, das sich aus der Religion speisen kann, aber nicht muss. Nicht nur Institutionen erhalten es lebendig, sondern auch qua Sozialisation vermittelte Werte und Denkmuster, deren religiöser Ursprung dem einzelnen freilich nicht immer bewusst ist. Natürlich sind Menschen nicht in ihrer Religion gefangen, sodass es ihnen unmöglich wäre, anders als nach den Vorgaben jener zu handeln. Dass es keinen solchen Determinismus gibt, heisst aber noch nicht, dass Menschen sich in ihrem Handeln deshalb nicht von sakralen Schriften inspirieren oder von religiösen Idealen leiten lassen können.

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Zwischen Religion und Politik IX – Die Zukunft des Liberalismus

Für Isaiah Berlin bedeutete es den ultimativen Triumph des Despotismus, den Sklaven dazu zu bringen, sich frei zu fühlen. Freiheit herrscht aber nicht notwendigerweise schon dort, wo Verfassungen und Gesetze in Kraft sind. Worauf es wirklich ankommt, hat Ludwig von Mises auf den Punkt gebracht

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Zwischen Religion und Politik VIII – Die Geburt des Antisemitismus aus dem Geist der Gnosis

In Abgrenzung von der ahistorischen Kosmologie der Antike hat sich in der Moderne die Auffassung durchgesetzt, dass der Kosmos einem evolutionären Schema unterliegt, das die Existenz des Göttlichen zwar noch erlaubt, dieses aber nicht mehr als unabdingbar erscheinen lässt. Der Kosmos und mit ihm die gesamte materielle Existenz folgen nur noch Gesetzmässigkeiten, die der Erforschung durch den Menschen zugänglich sind. Für Hans Blumenberg besteht die wesentliche Leistung der Moderne darin, mit der Gnosis die Welt zwar für ungerecht zu halten, im Gegensatz zu ihr jedoch eine radikal andere Schlussfolgerung daraus gezogen zu haben, nämlich eine Rechtfertigung des Menschen.

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Zwischen Religion und Politik VII – Dimensionen der Säkularität

Die in der Forschung vertretene Vermutung, dass Modernisierung mit einem Bedeutungsverlust von Religion in der Gesellschaft einhergehe (Säkularisierungsthese), ist in jüngerer Zeit infrage gestellt worden und seitdem Gegenstand einer interdisziplinären Kontroverse. Die Schwierigkeit liegt darin, dass religiöse Handlung als solche nicht immer leicht zu identifizieren ist, weil schon das Wesen von Religion umstritten ist.

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Zwischen Religion und Politik VI – Zur Theorie der Ambiguitätstoleranz

Die Moderne nicht vollständig realisiert zu haben, ist vor allem der Islamischen Welt nachgesagt worden. Einspruch kommt von dem Arabisten Thomas Bauer, der jene zumindest in historischer Perspektive für weitaus fortschrittlicher hält, als der heutige Zustand vermuten lässt. Sein zentrales Kriterium für dieses Urteil ist die „Ambiguitätstoleranz‟, die in der Islamischen Welt über Jahrhunderte in ungleich höherem Masse gepflegt worden sein soll als im Westen.

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Zwischen Religion und Politik V – Im Spiegelsaal der Moderne

Mag der Fortschrittsgedanke auch weithin akzeptiert sein, so wird er doch herausgefordert durch das Postulat von einer „multiplen Moderne‟, das beinahe selbst mythische Qualitäten besitzt, indem es sich der Frage verweigert, was die Moderne von anderen Epochen unterscheidet und was sich mit ihr geändert haben soll. Es ist vielmehr ein Apotropaion, ein Abwehrzauber, der in der Beschwörung unterschiedlicher „styles of modernism‟ (Stephen Toulmin) einer vermeintlichen Gleichmacherei der Kulturen durch den Weltmarkt Einhalt gebieten soll.

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Zwischen Religion und Politik IV – Die Philosophie der Aufklärung

Der früheste bekannte Beleg des Begriffes modernus findet sich in den Epistolae pontificum des Gelasius (gest. 496), der damit die Dekrete des Konzils von Chalkedon gegenüber älteren Regularien abgrenzt. Wie Hans Ulrich Gumbrecht gezeigt hat, war dem Substantiv modernitas im 11. Jahrhundert zunächst eine abwertende Konnotation zu eigen, insofern als es mit der Abkehr von den überlieferten Werten in Verbindung gebracht wurde.

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Zwischen Religion und Politik III – Wahrheit und Gewalt

Sprechen wir über die kulturellen Voraussetzungen historischer Errungenschaften wie die Menschenrechte, dann schliesst das die Frage ein, wie es um die religiösen Ressourcen bestellt ist, aus denen heraus sie selbst und damit eine Koexistenz mit anderen Glaubensformen begründet werden kann. Immer wieder sind Religionen, in deren Namen Menschen unterdrückt und verfolgt wurden, zuweilen selbst Gegenstand von Unterdrückung und Verfolgung geworden, was oft selbst dann noch in der kollektiven Erinnerung nachhallt, wenn die Glaubensgemeinschaft schon längst aus ihrer Minderheitenposition herausgetreten ist. Im Falle des Christentums sind es zunächst die spätantiken Verhältnisse gewesen, unter denen es Repression erfuhr, bevor es selbst repressiv wurde.

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Zwischen Religion und Politik II – Religion und Imperium

Religionen tragen ein imperiales Erbe in sich, denn mit oder gegen ein Imperium sind sie grossgeworden. Die Herausbildung einer jüdischen, christlichen und muslimischen Zivilisation fand auf dem historischen Spielfeld von Imperien statt. Religionen haben haben dazu beigetragen, Imperien zu begründen und diese, jene zu verbreiten.

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