Wird der Nationalstaat noch gebraucht?

Im Zeitalter der Globalisierung wird der Nationalstaat langsam überflüsig, glauben manche, die auch gleich die liberale Demokratie und die freie Marktwirtschaft über Bord werfen möchten, um dann etwas zu errichten, was irgendwo zwischen Anarchismus und Weltregierung angesiedelt ist, wobei noch nicht klar ist, ob auch der Rest der Welt mitmachen möchte und, falls nicht, ob man ihn dann zwingen muss oder noch ein wenig abwartet. Der Glaube jedenfalls, dass, wer den Nationalstaat verteidigt, am Ende beim Faschismus landet, ist so populär wie falsch.

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Das Schiff des Populismus ist auf Grund gelaufen

Es ist der unauflösliche Widerspruch aller Populisten von links und von rechts, aber aktuell vor allem von rechts, dass ihre überschiessende Anti-Establishment-Rhetorik eine Eigenlogik aufweist, die letztlich auf eine Verachtung der Demokratie hinausläuft und an dieser, sofern sie sich als einigermassen robust erweist, zerschellen muss.

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Liberal ist nicht gleich liberal

Kerngedanke des Liberalismus ist die Freiheit des Individuums. Diese Freiheit redet nicht einer Atomisierung der Gesellschaft das Wort, im Gegenteil: Indem wir unsere eigenen Interessen verfolgen, tragen wir zum allgemeinen Wohl bei. Das geht nur über die Zusammenarbeit. Der Philosoph Remi Brague hat darauf hingewiesen, dass sich diese Idee schon bei Spinoza und Bernard Mandeville findet. Aber wir leben in verwirrten Zeiten.

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Der 8. Mai und das Immunsystem der deutschen Demokratie

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Aber die Deutschen in ihrer Gesamtheit waren keine Opfer. Opfer waren sie bloss im Einzelfalle, nämlich dort, wo sie individuell den Nationalsozialisten Widerstand geleistet haben. „Das Hakenkreuz ist in die deutsche Masse (…) hineingeprägt worden (…) wie in einen formlos-nachgiebigen, breiigen Teig“ erinnert sich der Historiker Sebastian Haffner. Die meisten haben mitgemacht oder weggesehen.

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Covid-19 und die Suche nach einfachen Antworten

Einige Leute muss man wohl daran erinnern: Auch alte Menschen haben einen Anspruch auf Behandlung. Der Tod gehört zwar zur menschlichen Existenz. Aber zunächst müssen alle Menschen unterschiedslos behandelt werden. Man kann sie wohl kaum mit dem Argument verrecken lassen, sie hätten doch ihr Leben gelebt. Das ist zynisch und menschenverachtend, zumal niemand weiss, ob ein Achtzigjähriger nicht vielleicht doch noch zehn oder fünfzehn Jahre zu leben gehabt hätte.

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Coronische Zeiten

Es klingelt an der Tür. Das Gesundheitsamt. Weil ich vor einiger Zeit mit dem und dem Kontakt hatte, darf ich mich jetzt in Quarantäne begeben. Für die kommenden vierzehn Tage. Kann ich schnell noch einkaufen? Nein, auf keinen Fall. Also muss ich mich telefonisch darum kümmern, wer in der Lage wäre, mich mit dem Nötigsten zu versorgen. Familienmitglieder kommen nicht in Frage, stehen sie doch ebenfalls unter Quarantäne. Die grossen Supermarktketten bieten zwar Online-Bestellungen mitsamt Lieferung nach Hause an – aber leider nicht in unserem Stadtteil.

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