Schon seit einiger Zeit schlägt der Boykott-Aufruf einer amerikanischen Vereinigung namens ASA (American Studies Association) hohe Wellen. Ziel ist wieder einmal Israel, boykottiert werden sollen israelische akademische Institutionen nicht nur im Westjordanland, sondern auch in Israel selbst.
Dass ein solcher Aufruf ebenso töricht wie antisemitisch ist, liegt auf der Hand. Töricht ist er, weil er u.a. auch arabische Israelis und jordanische Gaststudenten trifft; antisemitisch, weil israelische Akademiker gleich welcher politischen Richtung kollektiv abgestraft werden sollen, aber auch, weil Israel wieder einmal unter den Nationen ausgesondert wird.
Nun ist Israel ein sehr forschungsstarkes Land. Wer die Zusammenarbeit mit israelischen Forschern und Institutionen verweigert, schneidet sich daher leicht ins eigene Fleisch. Das weiss man auch bei der ASA, die sich just aus diesem Grunde ein Hintertürchen für ihre Mitglieder offenhält, mit israelischen Institutionen zusammenzuarbeiten, ohne gegen den Boykott zu verstossen:
… the Council developed guidelines specifying that collaboration on research and publications between individual scholars does not fall under the ASA boycott.
Wie die Vereinigung das schafft? Ganz einfach, indem sie sich hinter den Palästinensern verschanzt:
Be it resolved that the American Studies Association endorses and will honor the call of Palestinian civil society for a boycott of Israeli academic institutions.
Das ist so hasenfüssig wie ehrlos. Natürlich wäre der Boykott nicht besser, wenn er die Palästinenser nicht als Vorhut missbräuchte. Und er wäre auch nicht besser, wenn andere Länder – mit welcher Begründung auch immer – in den Boykottaufruf mit aufgenommen würden oder dieser nur israelische Institutionen im Westjordanland beträfe.
Akademische Boykotte wissenschaftlicher Institutionen sollte es nämlich überhaupt nicht geben und zwar ausschliesslich deshalb, weil sie nicht im Sinne der Wissenschaft sind. Diese lebt vom vorbehaltlosen Austausch von Fakten, Entdeckungen und Theorien. Es gibt keinen vernüftigen Grund, dieses Ideal infrage zu stellen.
Wer respektable Institutionen wegen ausseruniversitäter Gründe vom Diskurs ausschliessen will, wer sogar bereit ist, für die eigene Forschung Nachteile in Kauf zu nehmen, nur um aus politischen Motiven nicht aus den Arbeiten bestimmter Wissenschaftler zitieren oder mit diesen zusammenarbeiten zu müssen, der kann kein Freund der Wissenschaft sein.
Das Hintertürchen der ASA macht die Sache denn auch nicht besser. Nur kläglicher.