Von der Öffentlichkeit wenig beachtet, melden auch die Universitäten sich zum Massaker der Hamas am 7. Oktober zu Wort. Mehr und mehr Hochschulen sehen sich veranlasst, Stellung zu beziehen, wobei die Hamas durchweg als Täterin benannt und Israel die Solidarität ausgesprochen wird. Das ist eine gute und ermutigende Nachricht. Aber es gibt auch Ernüchterung.
Die Reaktionen im einzelnen (Stand 4. November 2023) in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Stellungnahme der FU Berlin, 9. Oktober: „Die Freie Universität Berlin verurteilt aufs Schärfste die Angriffe der Hamas auf Israel.“
Stellungnahme der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin, 9. Oktober: „Die HWR Berlin ist schockiert über den terroristischen Angriff auf Israel und ist in Gedanken bei allen Opfern der Anschläge und bei deren Angehörigen und Hinterbliebenen.“
Stellungnahme des Deutschen Akad. Austauschdienstes (DAAD), 9. Oktober: „Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist schockiert über die jüngsten Angriffe von Hamas und Hisbollah auf Israel.“
Stellungnahme der Leibniz-Gemeinschaft, 9. Oktober: „Die Leibniz-Gemeinschaft verurteilt den terroristischen Angriff auf Israel aufs Schärfste.“
Stellungnahme der Goethe-Universität Frankfurt/Main, 10. Oktober: „Die Terrorangriffe auf Israel und ihr noch nicht absehbares Ausmaß haben uns zutiefst erschüttert.“
Stellungnahme der Universität Bremen, 10. Oktober: „Wir sind zutiefst erschüttert über die brutalen und perfiden Angriffe der Hamas auf Israel am vergangenen Wochenende.“
Stellungnahme der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), 10. Oktober: „We are deeply shocked and appalled by the terrorist attack of Hamas on Israel, the terrible massacres, and the kidnappings.“
Stellungnahme der Technischen Universität Darmstadt, 10. Oktober: „Die TU Darmstadt ist tief erschüttert über die terroristischen Angriffe auf Israel.“
Stellungnahme der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Universität zu Lübeck (UzL) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), 11. Oktober: „Die schrecklichen Nachrichten aus Israel sind schockierend und bewegen uns tief im Herzen …“
Redebeitrag der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) der Universität Trier auf der Solidaritätskundgebung für Israel, 11. Oktober: „Unser Mitleid und unsere Trauer gilt den Opfern des Hamas-Terrors …“
Stellungnahme der Universität Hildesheim. 11. Oktober: „Die Universität Hildesheim verurteilt die terroristischen Angriffe auf Israel und trauert mit den Angehörigen um die Opfer.“
Stellungnahme von Max-Planck-Gesellschaft und Minerva-Stiftung, 11. Oktober: „Wir, die Max-Planck-Gesellschaft und die Minerva Stiftung, verurteilen die barbarische Terrorattacke der Hamas gegen Israel auf das Schärfste.“
Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, 12. Oktober: „Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen spricht allen Opfern der terroristischen Angriffe auf Israel ihre aufrichtige Anteilnahme aus.“
Stellungnahme des Rektorats und des Antisemitismusbeauftragten der Universität Münster, 12. Oktober: „…verurteilen die terroristischen Angriffe auf Israel und das jüdische Volk auf das Schärfste.“
Stellungnahme der Universität Freiburg, 12. Oktober: „Die Universität Freiburg ist entsetzt über die terroristischen, menschenverachtenden Angriffe der Hamas auf Israel.“
Stellungnahme der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 13. Oktober: „Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle verurteilt die gewalttätigen Angriffe auf Israel und erklärt ihre Solidarität mit der dort lebenden Bevölkerung.“
Stellungnahme der Hochschule für Musik und Theater München, 13. Oktober: „Die Hochschule für Musik und Theater München ist zutiefst betroffen über die brutalen terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel.“
Stellungnahme der FH Potsdam, 13. Oktober: „Die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel machen uns tief betroffen und wir verurteilen diese ausdrücklich.“
Stellungnahme der der Max-Weber-Stiftung (MWS), 13. Oktober: „Die Max Weber Stiftung (MWS) ist entsetzt über die terroristischen, menschenverachtenden Angriffe der Hamas auf Israel.“
Stellungnahme des Zentrums für Islamische Studien an den Universitäten Frankfurt/ Main und Giessen Zefis), 17. Oktober: „Die terroristischen Angriffe der Hamas auf die Menschen in Israel haben uns, die Professorinnen und Professoren des Zefis, zutiefst erschüttert und getroffen.“
Schweigeminute an der Universität Giessen, 20. Oktober: „Der Senat der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat in seiner Sitzung am 18. Oktober 2023 mit einer Schweigeminute auf den grauenhaften Angriff der Hamas auf Israel reagiert.“
Stellungnahme der Universität Köln, 23. Oktober: „Die Terroranschläge gegen Israel und ihre Folgen lassen auch die Mitglieder der Universität zu Köln nicht unberührt.“
Stellungnahme der Universität Marburg, 23. Oktober: „Der Staat Israel sieht sich seit dem 7. Oktober 2023 mit einer Welle terroristischer Gewalt und Brutalität durch die Hamas konfrontiert, die es in seiner Geschichte noch nie gab.“
Stellungnahme der FH Frankfurt/Main, 24. Oktober: „Wir verurteilen den Terrorangriff der Hamas auf den Staat Israel, das Ermorden und die Entführungen von Menschen auf das Schärfste.“
Stellungnahme der Universität Lübeck, 31. Oktober: „Wir sind zutiefst erschüttert über den terroristischen Ãœberfall auf Israel und schauen mit großer Sorge auf die sich zuspitzenden Entwicklungen im Nahen Osten.“
Stellungnahme der Universitäten Kassel, im Oktober: „Last weekend, terrorists launched a massive attack on Israel. The Presidential Board of the University of Kassel and the Rectorate of the Kassel University of the Arts strongly condemn this attack.“
Stellungnahme der Folkwang Universität der Künste, Essen, 2. November: „Die Terrorangriffe auf Israel haben uns zutiefst erschüttert.“
Manche Stellungnahme könnte prononcierter sein, aber der Grundtenor stimmt: Die Hamas als Urheberin des Terrors wird benannt, Israel als angegriffenem Staat das Mitgefühl ausgesprochen. Dass einzelne Fachbereiche sich zu Wort melden, ist selten. Unter den islam- und nahostbezogenen Einrichtungen bidet das Frankfurter ZEFIS offenbar eine Ausnahme. Das ist ernüchternd.
Gerade die universitären Fächer Orientalistik, Arabistik und Islamwissenschaften sollten sich aufgerufen fühlen, den Terror im Namen des Islam zu verurteilen und sich nicht hinter ihren Universätsleitungen verstecken. Vom Marbuger Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) hat man noch nichts gehört, ebensowenig von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO) in Mainz.
Tatsächlich hadert besonders die islam- und nahostbezogene universitäre Forschung mit Israel, seitdem die postkolonialen Theorien ihren Siegeszug durch die Geisteswissenschaften angetreten haben. Edward Said, der Säulenheilige des Postkolonialismus, hat etablierte Forscher dexplizit afür gescholten, dass sie Ansichten „opposed to native Arab or Islamic nationalism“ verträten.
Aber Wunder gibt es immer wieder und vielleicht reisst der Terror von Hamas und Hisbollah wie auch die iranische Freiheitsbewegung doch noch den einen oder anderen Vertreter oder Vertreterin der Islam- oder Nahostwissenschaften aus dem theoretischen Dämmerschlaf und lässt ihn zu kritischer Wachheit zurückfinden.
Nachtrag 15. Januar 2023
Bildungsministerin Stark-Watzinger kritisiert ein mangelhaftes Engagement eines Teils der deutschen Universitäten gegen Antisemitismus: „Viele Hochschulen sind ihrer Verantwortung gerecht geworden und haben sich klipp und klar gegen Antisemitismus positioniert. Wir sehen aber auch einige Hochschulen, in denen das nicht oder nur sehr zögerlich und halbherzig passiert„, sagte sie gegenüber dem RND.
Nachtrag 18. Mai 2024
Mitte Februar haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FU Berlin eine offene Stellungnahme gegen Antisemitismus und Intoleranz formuliert. Zu den Unterzeichnern gehören Vertreter der unterschiedlichsten Fachbereiche, doch ist nicht ein einziger Nahostwissenschaftler (Orientalist, Arabist) darunter!