Trumps Nahostpolitik mag von Erfolg gekrönt sein. Für seine Wirtschaftspolitik gilt das nicht.
Vor etwa zehn Jahren hat der indisch-amerikanische Publizist Fareed Zakaria ein bemerkenswertes Buch unter dem Titel The Post-American World (dt. Der Aufstieg der Anderen) geschrieben. Darin beschreibt er, zum Teil aus eigener Anschauung, wie – von einer amerikanischen Öffentlichkeit kaum beachtet – zahlreiche Länder rund um den Globus aufsteigen.
Das hat Konsequenzen für die USA, aber auch für Europa. Denn die Zeit ist vorbei, da die USA quasi im Alleingang die Regeln der Wirtschaft bestimmten. Aufstrebende Länder vor allem in Asien haben sich hohe ökonomische Positionen erkämpft und sind nicht länger willens, nach den Regeln anderer zu spielen. Trump überschätzt die Bedeutung Amerikas in der Welt, die Neunziger sind längst vorbei.
Obama hatte das erkannt und eine riesige pazifische Freihandelszone initiiert, zu der auch die USA hätten gehören sollen. Trump hat dieses Projekt kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten gestoppt. Oder besser: Er hat sein Land aussteigen lassen. Die verbleibenden Staaten nämlich haben weiterverhandelt und gründen die Freihandelszone nun ohne die USA. Die dürfen jetzt zusehen, wie andere von niedrigen Zöllen profitieren, während sie selbst an Konkurrenzfähigkeit verlieren.
Wird Trump also seine Politik ändern? In seinem Buch The Art of the Deal schrieb er einst: “… much more often than you’d think, sheer persistence is the difference between success and failure.‟ Hält Trump sich daran, lässt das für die USA nichts Gutes erwarten. Es wird sich rächen, dass der amerikanische Präsident die veränderte Rolle seines Landes in einer globalisierten Welt nicht wahrhaben will.
Trumps Amerika stammt wie sein Buch aus den späten Achtzigern und damals hätte “America First” funktioniert. Heute nicht mehr.
Nachtrag 02.01.2019
Für “Project Syndicate” erläutert der Volkswirtschaftler Nouriel Roubini, wie sehr Trumps Wirtschaftspolitik die Märkte verunsichert. Vor allem seine Konfrontation mit China und die Rücksichtslosigkeit gegenüber Europa wirkten zerstörerisch.
Nachtrag 03.01.2019
Die Haushaltsblockade im Streit um den Bau der Mauer zu Mexiko zeigt für die “New York Times” nur die Inkompetenz und Arroganz von Trump. Dessen Behauptung, es seien vor allem Anhänger der Demokraten, die über ausbleibende Löhne klagten, sei völlig faktenfrei.
Nachtrag 17.02.2019
Deutsche Autos werden demnächst womöglich als Gefahr für die nationale Sicherheit der USA eingestuft. Um drohenden Sonderzöllen zu entgehen, könnte sich die Automobilindustrie dann gezwungen sehen, vermehrt in den USA zu produzieren. Trump will so die heimische Wirtschaft auf Kosten der europäischen stärken. Hier ist eine starke EU gefragt, es nicht soweit kommen zu lassen.
Nachtrag 08.03.2019
Die FAZ schreibt über die Handels- und Aussenpolitik von Trump, man habe den “Eindruck, dass der amerikanische Präsident vor allem damit beschäftigt scheint, Probleme zu lösen, die er selbst geschaffen hat.”
Nachtrag 21. Mai 2019
Während amerikanische Konservative grundsätzlich marktwirtschaftsfreundlich sind, sind viele Wähler Trumps aber offenbar genau das nicht, schreibt Park MacDougald im “Intelligencer”. Auch einige Medien im Umfeld von Trump schüren Ressentiments gegen die Marktwirtschaft.
Die feindliche Behandlung des chinesischen Technologie-Riesens Huawei durch die Trump-Regierung sei auch Ausdruck eines falschen Verständnisses von Ökonomie, argumentiert der Ökonom John Tamny, der den Vorwurf für absurd hält, die chinesische Regierung könne über Huawei-Smartphones deren amerikanische Nutzer ausspionieren. Aber “common sense and government rarely go together.”
Nachtrag 25. Juni 2019
In “RealClearMarkets” kritisiert Allan Golombek, dass Trump Geld mit Wohlstand verwechselt: “Unfortunately, this mercantile attitude is not an aberration for Trump. He has consistently pursued the same one-dimensional faith in money. (…) This obsession with money also colours Trump’s attitude about trade – sell more, buy less, even though the goal of exporting is purely to be able to import.”
Nachtrag 26. September 2019
Für “Project Syndicate” konstatiert der Ökonom Hector R. Torres, dass Trump die WTO schwäche und im internationalen Handel Regeln und Normen zunehmend durch ein Recht des Stärkeren ersetze: “In the brave new world of managed trade toward which Trump is dragging us, his own negotiated deals matter more than multilateral rules or norms.” Dazu gehöre auch, so Torres, dass die Schlichtungsstelle der WTO, eine ihrer Kronjuwelen, dank Trump nun praktisch tot sei. Mögen andere Länder wie Indien, Venezuela oder Kuba ebenfalls ihren Beitrag zur Schwächung der WTO geleistet haben, so komme doch der stärkste Schlag gegen ein regelbasiertes Handelssystem von den USA.