Die Attacken auf die offene Gesellschaft nehmen zu. Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, fordert ein Beitrag in „InternAA“, dem internen Mitarbeitermagazin des Auswärtigen Amtes, einen von oben forcierten Zuwachs an ethnischer Diversität.
Zwar ist grundsätzlich zu begrüssen, wenn Bürger mit Zuwanderungsgeschichte im diplomatischen Dienst sichtbarer werden und auch höhere Positionen erklimmen. Aber der Artikel will diese Bürger nicht etwa ermutigen, eine entsprechende Laufbahn einzuschlagen, sondern redet einer autoritären Diversifizierung das Wort.
Die Logik kennt man aus den Postcolonial Studies, die aus den geisteswissenschaftlichen Fakultäten unserer Universitäten ideologisierte Monokulturen gemacht haben: An allem, was der Dritten Welt widerfährt, muss direkt oder indirekt der Westen die Schuld tragen. Analog müssen Weisse Schuld haben, wenn in irgendeiner Branche Farbige unterrepräsentiert sind und müssen Männer schuld sein, wenn in einer Branche überproportional wenig Frauen beschäftigt sind.
Dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte tendentiell weniger Interesse haben könnten, Karriere im diplomatischen Dienst zu machen oder Frauen an den Universitäten überdurchschnittlich häufig „weiche“ Fächer studieren, mit denen man tendentiell in weniger gut bezahlten Jobs landet, wird als blosse Möglichkeit von vornherein und ohne Begründung verworfen.
Der Artikel in „InternAA“ behauptet pauschal, dass Menschen mit Migrationsgeschichte „Sprachkenntnisse, kulturelles Hintergrundwissen, andere Perspektiven und Erfahrungen“ mitbringen, was nur bedeuten kann, dass Menschen ohne Migrationsgeschichte grundsätzlich keine Fremdsprachen beherrschen und kein kulturelles Hintergrundwissen haben, egal wie lange sie im Ausland gelebt haben oder was ihre Ausbildung sein mag.
Das ist auch deshalb unverfroren, weil es genügend Menschen mit Migrationsgeschichte gibt, die einsprachig aufgewachsen sind und kein anderes kulturelles Hintergrundwissen haben als das über Deutschland. Hier werden also tiefe Gräben gezogen und Menschen gegeneinander aufgehetzt, denn die Deutschen, soviel ist klar, sind nationalistische Bierbäuche, die Diversität nur auf die harte Tour lernen. Doch dabei bleibt es nicht.
Der Artikel versteigt sich zu der Behauptung, dass Menschen mit Migrationsgeschichte für den diplomatischen Dienst einen möglichen Vorteil bieten, „weil sie wissen, wie nervenaufreibend Visaprozesse“ sein können und „wie hart es sein kann“, wenn die eigene Familie weit entfernt lebt. Menschen ohne Migrationshintergrund, so muss man schlussfolgern, sind demnach empathielose Monster. Davon abgesehen: Sollten Mitarbeiter des diplomatischen Dienstes der Bundesrepublik nicht zuerst deutsche Interessen vertreten?
Der Verfasser des Artikels sieht das offenbar anders. Der diplomatische Dienst der Zukunft, so schimmert es zwischen den Zeilen hervor, soll vor allem die Interessen der Zuwanderer vertreten. Denn nicht unsere Weltoffenheit ist es, die Zuwanderung ermöglicht – Zuwanderer sind es, die uns weltoffener machen! Mit dieser Einstellung kann ja nichts mehr schiefgehen. Willkommen in der verkehrten Welt der „Wokeness“, dem Feind der offenen Gesellschaft.