Vor Jahren hat der indische Schriftsteller Pankaj Mishra mit seinem Machwerk „Aus den Ruinen des Empires“ bewiesen, dass er völlig skrupellos mit historischen Fakten unzugehen bereit ist und dafür vom deutschen Feuiletton auch noch gelobt werden kann. Doch wenn Scharlatane nicht gestoppt werden, machen sie weiter.
Im taz-Interview verschweigt Mishra denn auch den Grund, warum Israel Teile des Libanon und des Gazastreifens besetzt, wie er auch verschweigt, dass Israel sich in der Vergangenheit aus diesen Gebieten schon einmal zurückgezogen hat. Damals hatte man geglaubt, dass Israels Präsenz ebendort das Haupthindernis zum Frieden sei – ein Irrtum, wie sich herausstellte.
Denn egal, wie man Netanjahus Politik beurteilt, die in Israel selbst mittlerweile von einer Mehrheit skeptisch gesehen wird, bleibt doch die Tatsache, dass für Israels Feinde territoriale Zugeständnisse immer nur als Schwäche des jüdischen Staates interpretiert wurden, den Mishra ins Zentrum seiner aktuellen publizistischen Attacken gerückt hat.
So gehen denn für Mishra die Zerstörungen im Gazastreifen einzig und allein auf das Konto Israels, obwohl die Hamas schon längst die Geiseln hätte freigeben und den Krieg damit beenden können. Damit steht er beispielhaft für das intellektuelle Elend des Postkolonialismus, der Israel nicht anders begreifen kann als inhärent koloniale Macht.
Dass der Libanon jetzt davor steht, die Hisbollah aus seinem Staatsgebiet zu vertreiben, wäre zwar ohne das israelische Vorgehen nicht möglich gewesen. Wäre es hingegen nach dem Postkolonialisten Mishra gegangen, bliebe die Hisbollah weiter ein Staat im Staate und der Libanon faktisch eine iranische Kolonie.
Der Westen habe seine Glaubwürdigkeit verloren, findet Mishra, der nicht nur verschweigt, dass die europäische Unterstützung für Netanjahus Politik längst Risse bekommen hat und auch der amerikanische Präsident Trump zunehmend auf Distanz zur israelischen Regierung geht.
Er begreift noch nicht einmal, dass der angebliche Verlust der Glaubwürdigkeit vor allem von Desinformationsmedien wie Aljazeera & Co. zustande kommt, die grosse Teile vor allem der muslimischen Welt tagtäglich mit antiisraelischer Propaganda fluten. Dass Mishras eigene Publizistik genau das ist, sollte aber endgültig klar geworden sein.