Rom als Trump’sche Travestie

Von ihren politischen Überzeugungen einmal abgesehen, haben der amerikanische Präsident Donald Trump und die Unternehmer Elon Musk und Mark Zuckerberg noch etwas anderes gemeinsam – es ist ihre Bewunderung für das alte Rom, dessen Erbe die Vereinigten Staaten zweifelsohne sind. Doch gibt es an der Politik Trumps etwas, das den Vergleich mit Rom rechtfertigt?

Trump – ein neuer Cäsar?

Wenn es so etwas wwie eine Essenz des Römisch-Seins gibt, dann ist es die „Erfahrung des Beginns als Wiederbeginn“, wie es der französische Philosoph RĂ©mi Brague einmal formuliert hat. Das Alte in Neues zu verpflanzen, ist dermassen römisch, dass der amerikanische Sitz des Kongresses nur Kapitol heissen konnte, dessen neoklassische Architektur sich an griechischen und römischen Vorbildern orientiert. Auch der Senat, der neben dem Repräsentantenhaus seinen Sitz im Kongress hat, ist zumindest dem Namen nach eine Reminiszenz an Rom.

Vom Krieg zum BĂĽrgerrecht

Wer weitere Parallelen sucht, wird aber nicht nur in den amerikanischen Institutionen fündig, auch die Geschichte der USA mutet in manchen Aspekten wie eine Wiederkehr Roms an. Wer denkt bei dem antiken Bundesgenossenkrieg, der ausbrach, als die Verbündeten Roms nicht länger den Kopf für dessen Kriege hinhalten wollten, ohne politisch mitsprechen zu dürfen.,nicht sofort an die aufsässigen nordamerikanischen Kolonien, die sich weigerten, der britischen Krone Steuern zu zahlen, ohne über deren Verwendung mitentscheiden zu können?

In beiden Fällen stand die Gründung eines eigenen Staats am Ende der Aufmüpfigkeit, auch wenn der neuzeitliche italienische Staat erst 1861 entstand. Aber zuvor war es Rom, das gegen die Bundesgenossen siegte, dann aber allen Bewohnern Italiens das Bürgerrecht verlieh, was im Laufe der Kaiserzeit solange ausgeweitet wurde, bis die römische Constitutio Antoniniana durch Kaiser Caracalla 212 n. Chr. die meisten freien Einwohner des Imperium Romanum zu römischen Bürgern machte.

Das die Verfassung wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Identität ist, ist nach Hannah Arendt eine weitere Parallele zu Rom, denn die Verfassung begrĂĽndet Autorität, die, römisch verstanden, einem Wandel unterliegt, indem sie der UrgrĂĽndung dauernd etwas hinzufĂĽgt. An den Zusätzen, den „amendments“ der amerikanischen Verfassung, erweist sich daher Autorität im römischen Sinne. Der Oberste Gerichtshof der USA, dessen Mitglieder auf Lebenszeit ernennt werden, bezieht seine Autorität wiederum aus der Verfassung.

Dabei glaubten sich die Römer in einem endlosen Kampf zwischen der Zivlisation und der Barbarei – ein Gedanke, der konservativen Kreisen in den USA nicht fremd sein dürfte. Das war die Kehrseite der Tatsache, dass die römische Welt auf dem Gesetz gründete und darin eine gemeinsame Identität der angestammten Bevölkerung wie auch der Bundesgenossen stiftete. Anders als in der griechischen Antike ging das Gesetz der Stadtgründung nicht voraus, sondern entstand im Gefolge von Kriegen, indem es diese beendete.

„US Capitol dome interior design“ von U.S. Army/ CC0 1.0

Auch Trump will Kriege beenden. Freilich tut das auf eine Art und Weise, die Amerikas NATO-Partner verprellt. Trump geht sogar so weit, das Rechtswesen im eigenen Land zu untergraben, indem er staatliche Institutionen mit Loyalisten besetzt und die Kontroll-mechanismen der Verfassung schwächt. Die Vorgehensweise bei der Abschiebung einer Reihe von vermeintlichen Mitgliedern einer venezolanischen Gang namens „Tren de Aragua“ deutet darauf hin, dass Trump keine Skrupel hat, sich ĂĽber richterliche VerfĂĽgungen hinwegzusetzen.

Der Oberste Gerichtshof als Erbe Roms

Zwar mag die Anzahl solcher Verfügungen in den letzten Jahrzehnten ausser Kontrolle geraten sein. Deswegen hat James Madison, einer der amerikanischen Gründerväter, gerade die gerichtliche Kontrolle politischer Entscheidungen vor Missbrauch zu retten versucht, indem er die Bedeutung der Gewaltenteilung betonte und daher auch dem Kongress das Recht zugestand, die Verfassung zu intepretieren. Schon im alten Rom, das an Aufruhr und Strassenkämpfen nicht arm war, sorgte die Verfassung für Stabiliät, indem es Macht begrenzte und zu kontrollierte.

Doch anstatt das Problem rechtlicher Verfüguungen auf rechtstaatliche Weise anzugehen, löst Trump das Problem mit der Brechstange. Er erweist damit der amerikanischen Verfassung einen Mangel an Respekt und sich als schlechten Verfechter römischer Traditionen, soweit sie als Vorbild für die USA gewirkt haben. Wenn er sich als König porträtieren lässt, ist noch nicht einmal klar, wie ernst das gemeint ist. Wo die Grenze zwischen Rücksichtslosigkeit und Clownerie verschwindet, muss man sich wohl Sorgen um das politische System machen. Immerhin, im alten Rom musste am Ende die Monarchie der Republik weichen.


KI-Bild (ganz oben) erstellt mithilfe von StableDiffusion, CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication.

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