Egal, was Israel macht

Sicher, es gibt gute Gründe, warum die israelische Armee sich schon vor langem aus dem Gazastreifen hätte zurückziehen sollen, denn Israel hat hier nichts mehr zu gewinnen. Stattdessen verrennt sich die Regierung in ein Unterfangen, das immer mehr palästinensischen Zivilisten und israelischen Soldaten das Leben kostet. Aber es gibt auch einen guten Grund für die Armee zu bleiben.

Egal, was Israel macht, die Kritiker jedenfalls werden nicht verstummen: Würde sich die israelische Armee von heute auf morgen aus dem Gazastreifen zurückziehen, würde das den antiisraelischen Mob in den Städten Europas und Amerikas nicht zufriedenstellen, im Gegenteil. Denn dann würde man Israel vorwerfen, sich nicht weiter um die Versorgung der Gazaner zu kümmern und sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Die Bevölkerung des Gazastreifens von ausserhalb mit humanitären Gütern zu versorgen, dürfte sich für Israel ohne Militärpräsenz vor Ort allerdings weitaus schwieriger gestalten als dies gegenwärtig der Fall ist. Es würde noch mehr Tote geben und die würden ebenfalls wieder Israel angelastet. Vor Ort jedoch kann die israelische Armee wenigstens Versorgungswege freihalten und halbwegs sicherstellen, dass die Güter nicht in die Hände der Hamas fallen, die sie dann teuer weiterverkauft.

Seit langem schon zeigen Umfragen, dass an die siebzig Prozent der Israelis Netanjahus Kriegskurs im Gazastreifen nicht mittragen. Für die Bevölkerung im Gazastreifen hingegen dürfte eine Situation, in der die israelische Armee Teile des Territoriums kontrolliert und die Versorgung mit humanitären Gütern sicherstellt, allemal einem Szenario vorzuziehen sein, in dem sie sich bedingungslos der Hamas ausgeliefert sieht.

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