Zu früh gefreut?

Als ich von dem Buch “Wir neuen Deutschen” hörte, war ich sofort begeistert. Endlich einmal Menschen migrantischer Herkunft, die – ohne diese zu verleugnen – sich offensiv zu Deutschland als ihrer Heimat bekennen. Die Deutschland trotz seiner Fehler als Chance begreifen, zumindest als Herausforderung. Die für sich in Deutschland mehr Vorteile als Nachteile sehen.

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Freiheit, ja aber

Meinungsfreiheit und Freiheit der Satire sind ja schön und gut, aber:

Für den Nahostexperten Michael Lüders ist das Argument „die Satire dürfe alles“ nur vordergründig. In erster Linie gehe es bei diesen Karikaturen um Profilierung und Auflagensteigerung.

berichtet die “Taz”. Denn Meinungsfreiheit soll nur dort gelten, wo hehre Motive im Spiel sind?

Siehe auch:

[Aus dem Archiv.]

Libertas Germaniae

Ich bin ja immer für Fairplay, weswegen ich die Linkspartei als demokratische Partei verteidigt habe. Aber mittlerweile lässt sich nicht übersehen, dass Positionen nahe am Extremistischen die Partei erobert haben. Das betrifft nicht nur Leute wie Dagdelen, Höger und Wagenknecht, auch die Führungsspitze ist nicht frei davon.

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Friedrich Naumann ein Antisemit?

Man kann Friedrich Naumann sicherlich vieles vorwerfen (vor allem, dass er mehr Sozialdemokrat als Liberaler war), aber dass er eine antisemitische Schlagseite gehabt haben soll, dürfte eine kaum haltbare These sein.

Tatsächlich hatte Naumann für den Antisemitismus seiner Zeit nur Verachtung übrig: “Der Jude soll der Typus der Geldwirtschaft sein und mit seinem kapitalistischen Geiste das brave und biedere Deutschland durchsetzt und zerstört haben”,[1] konstatierte er (man beachte die ironische Sprache!), um dann zu einem klaren Urteil zu gelangen:

“Es gibt keine bequemere, aber auch keine unfruchtbare[re] politische Grundformel als den Antisemitismus.”[2]

Naumann war gewiss kein Antisemit. Aussagen wie die, dass die Juden im Falle eines Entzugs ihrer Staatsbürgerrechte “staatsfeindlich” würden, sind offenbar an die Adresse der Antisemiten seiner Zeit gerichtet, die für Appelle an Menschenwürde und die Existenz unveräusserlicher Rechte taub waren und die man nur so argumentativ “packen” konnte.

  1. Friedrich Naumann: Werke. Köln 1964, Bd. 2, 168, Abschnitt a.
  2. Ebd., 169.

Die braune Pest

Zehn Jahre lang zogen sie quer durch Deutschland und massten sich an, Gott zu spielen. Die Kaltblütigkeit, mit der eine Nazi-Gruppierung Menschen aus nächster Nähe und bei Tageslicht erschoss – allein ihrer Herkunft wegen –, bevor sie ihre Opfer fotografierte, um sie zu verhöhnen, ist in der deutschen Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel.

Der Doppelselbstmord ist wahrscheinlich das einzig gescheite, das die mutmasslichen Haupttäter jemals in ihrem elenden, verkorksten und vergeudeten Leben, wie es nach aussen hin spiessbürgerlicher nicht hätte sein können, zustandegebracht haben.

Ein Trost ist das nicht. Die ganze Affäre, die offenbar auch ein Geheimdienstskandal ist, zeigt, dass der Rechtsextremismus vom militanten Islamismus als grösste Gefahr für die innere Sicherheit noch längst nicht abgelöst worden ist.

Der Weitblick des Philosophen

Dass Hannah Arendts bekanntes Diktum von der Banalität des Bösen fraglich sein könnte, zumindest in Hinblick auf den Organisator der Judenvernichtung im Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann, hatte vor einiger Zeit die Publizistin Bettina Stangneth nahegelegt, die dem von Eichmann selbstgeschaffenen, marmornen Mythos, nur ein Rädchen im Getriebe des Holocaust gewesen zu sein, zum Bröckeln brachte. Eichmann war eben viel mehr, nämlich “Ideengeber, Praxisfinder, Innovator, und zwar von Anfang an” und damit Urheber von “Terror, Erpressung, Beraubung, Haft, Folter”.

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