Zum Tode von Ariel Scharon

Bei all den Nachrufen auf Ariel Scharon scheint mir ein wichtiger Aspekt zu kurz gekommen, der für eine abschliessende Würdigung seiner Lebensleistung von Bedeutung ist. Sharon nämlich verkörperte eine israelische Tradition – und das im besten Sinne des Wortes.

Denn Israel kann immer nur aus einer Position der Stärke heraus der arabischen Seite die Hand zum Frieden zu reichen, niemals aus einer Position der Schwäche. Das Land darf sich auch keinen verlorenen Krieg leisten, die arabischen Nachbarstaaten haben diesen Nachteil nicht.

Erst wenn Israel als Sieger dasteht und nicht der leiseste Schatten eines Verdachtes auf ihm lastet, nur aus Schwäche zum Frieden gewillt zu sein, kann es sich auf Verhandlungen einlassen. Dafür standen Yitzchak Rabin und Ehud Barak genauso wie Ariel Scharon – Persönlichkeiten, die stark genug waren, im Zweifelsfalle auch unpopuläre Massnahmen umzusetzen und die israelische Bevölkerung für diese zu gewinnen.

Die palästinensische Seite wäre gut beraten, in starken israelischen Führern eher eine Chance denn einen Fluch zu sehen. Nicht Friedensaktivisten, Publizisten oder Politiker von ausserhalb können den Palästinensern helfen, ihren eigenen Staat zu erlangen, sondern Leute vom Schlage eines Ariel Scharon.

Daran, dass diese Lektion gelernt wurde, kann man freilich Zweifel haben: Der Sprecher der PA, Jibril ar-Rajoub, bezeichnet Scharon als „Verbrecher“, während die Hamas sein Ableben als „göttliches Zeichen und Lektion für alle Tyrannen“ bejubelt und auf den Strassen Süssigkeiten verteilt.

 

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