Alle Augen auf Iran!

Mit einer Hinrichtungswelle versucht das iranische Regime, den Drang nach Freiheit in der eigenen Bevölkerung gausam zu unterdrücken. Die Bevölkerung reagiert mit einem trotzigen Jetzt-erst-recht, weswegen alle Augen auf Iran gerichtet sein sollten: Lässt das Interesse der westlichen Öffentlichkeit an dem Land nach, wirkt das wie eine Einladung auf die Machthaber, weitere Exempel zu statuieren, um der Lage wieder Herr zu werden,

Emsal sal-e khun-e, Seyyed Ali sar-neguneh – “Dieses Jahr ist das Jahr des Blutes, Khamenei wird gestürzt”: Slogan der iranischen Bevölkerung.

Emsal sal-e chun-e, Seyyed Ali sar-neguneh” – Dieses Jahr ist das Jahr des Blutes, Seyyed Ali (= Khamenei) wird gestürzt werden” lautet der aktuelle Slogan der iranischen Bevölkerung, während Plakate von Khamenei in Flammen aufgehen. Zu oft schon hat das Regime es geschafft, die Proteste niederzuschlagen, aber diesmal lassen sich die Iranerinnen und Iraner nicht unterkriegen. Sie sind fest entschlossen, ihre Freiheit zu erkämpfen.

Schon der Plan der Machthaber, die Moralpolizei zugunsten einer verstärkten Kamerüberwachung im öffentlichen Raum aufzulösen, kann als gescheitert gelten. Massenhaft stellen junge Iranerinnen ihre Haare offen zur Schau, alle Angst scheint überwunden. Dabei gehen sie ein hohes Risiko ein, denn das Regime ist alles andere als zimperlich, verhängt drakonische Strafen gegen kleinste Verfehlungen. Eine Justiz im eigentlichen Sinne gibt es gar nicht, nur inszenierte Gerichtsverfahren.

Säureattacken und Vergiftungen haben schon in der Vergangenheit entweder auf Befehl oder mit Billigung des Regimes stattgefunden, das nur an Machterhalt interessiert ist und – anders als das chinesische Regime – kein Interesse an einer Entwicklung des Landes hat. Mittlerweile sollte auch im Westen dem letzten Medienkonsumenten klargeworden sein, dass es den Menschen in Iran nicht um eine Reform geht, sondern darum, ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Dies aber steht im diametralen Gegensatz zu einem sich religiös legitimierenden Regime, das sich gar nicht reformieren lässt. Alles Gerede von einer Reform ist Augenwischerei, eine Täuschung der westlichen Öffentlichkeit durch Lobbyisten des Regimes. Eine Regime, das an die Wiederkehr eines in der Verborgenheit sich befindenden Mahdi glaubt und auf diesem Dogma einer ganzen Kaste turbantragender Experten ihr Einkommen und ihren Einfluss sichert, reformieren zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Die iranische Bevölkerung, von der gut und gern neunzig Prozent gegen das Regime sein dürften und davon die allermeisten, wie Umfragen nahelegen, für eine sakuläre Demokratie eintreten, braucht die Solidarität des Westens. Dessen Medien sollten auf keinen Fall die iranische Staatspropaganda übernehmen, Lobbyisten nicht länger als Experten hofieren und die schockierenden Menschenrechtsverletzungen als eines ihrer Topthemen behandeln.


Nachtrag 21. Mai 2023

Es ist schrecklich:

Nachtrag 24. November 2023

Leider ist es anders gekommen als erhofft. Im Schatten der Kriege in der Ukraine und in Gaza hat das Regime dieses Jahr mehr als sechshundert Menschen hingerichtet!

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