Der Traum von Freiheit

Anfang Januar vor zehn Jahren ging ein Iraner mit seiner Tochter zum iranischen Konsulat in Frankfurt am Main. Er erschien dort aber als einziger mit Krawatte und weissem Hemd, dazu glattrasiert. Seiner Tochter untersagte er, einen Tschador รผberzuziehen.

โ€žPersian Women, Miner Kilbourne Kelloggโ€œ/ CC0 1.0

Mein Freund Behzad* musste Papiere fรผr seine Tochter beantragen. Er ging nur gezwungenermassen und hรถchst ungern. Sein und seiner Tochter Kleidung war schon eine Provokation und steigerte sich bis zum offenen Konflikt mit den Konsulatsbeamten dieses unter Iranern so hรคsslichen und verhassten Regimes.

Behzads beherztes Auftreten ermutigte dann auch andere Besucher des Konsulats, ihre Meinung zu sagen, doch setzte er noch, wie er mir lachend erzรคhlte, einen drauf und kritisierte diese scharf dafรผr, sich vor einem schmutzigen und kriminellen Regime zu ducken. Einladungen zum Essen schlug er aus, das zeitgleich begangene Arbaโ€˜in-Fest war ihm nichts als Mummenschanz und Schwindel.

Seit damals gab es etwa alle zwei Jahre Erhebungen im Land, รผberall gibt es Menschen wie meinen Freund Behzad. Neben Strassenprotesten sind vermehrt Streiks das Mittel der Wahl, um das Regime abzuschรผtteln. Der «Spiegel» widmet den aktuellen Hinrichtungen eine Titelgeschichte, doch mit Ausnahme von «taz» und «DW» scheint kein deutsches Medium noch schwerpunktmรคssig รผber das Land zu berichten.

Wรคhrend in Deutschland das Medieninteresse zu erlahmen droht und nur noch hin und wieder berichtet wird, wie z.B. aktuell im Fall von Hinrichtungen, macht Frankreich es besser. Dort hat das auch hierzulande bekannte Satiremagazin «Charlie Hebdo» eine dermassen deftige satirische Breitseite gegen das Regime geschossen, dass dieses als Vergeltungsmassnahme das franzรถsische Forschungsinstitut (IFRI) in Teheran geschlossen hat. โ€“ wieder einmal.

Mein Freund Behzad hat damals nach fรผnf Stunden das Konsulat mit seiner Tochter wieder verlassen kรถnnen. Behzad hat, wie die allermeisten seiner iranischen Landsleute, nie aufgehรถrt davon zu trรคumen, dass sich die Menschen in Iran erheben und die Herrschaft der Mullahs auf den Mรผllhaufen der Geschichte befรถrdern. Das mindeste, was die freie Welt fรผr die Iraner tun kann, ist, in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachzulassen.

(* Name geรคndert)


Nachtrag 8. Januar 2023

(Geringfรผgige ร„nderung im vierten Absatz.)

Wie bekannt wurde, hat sich das Auswรคrtige Amt entschlossen, trotz zahlreicher Kritik an dessen Person, den Politikberater Adnan Tabatabai mit 900.000 Euro zu unterstรผtzen. Tabatabai wird vorgeworfen, eine zu grosse Nรคhe zum Regime zu haben.

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