Literatur, Kultur, Rassismus

Mr. Akibombo hat eine Idee, die imstande ist, Licht ins Dunkel des Falls zu bringen.Mr. Akibombo ist Afrikaner und sein Englisch ein ziemliches Kauderwelsch. “Also ich nicht viel verstehen davon” sagt er, “aber erst mehr nachdenken muss.” Mr. Akibombo, der “seiner dunklen Hautfarbe wegen” nicht imstande war zu erröten, machte sich also seine Gedanken und trug das Ergebnis schliesslich der Polizei vor.

„Books Wall“ von Patrick Tomasso/ CC0 1.0

Er war ein Student, von denen mehrere im Wohnheim, “besonders die Asiaten und Afrikaner”, kein Zeitgefühl besassen, und als er auf dem Revier seine Ãœberlegungen über das Gift, mit dem das Opfer umgebracht worden war, vortrug, verknüpfte er sie mit einer persönlichen Anekdote, wobei “er einen gewaltigen und sehr realistischen Rülpser” von sich gab und tatsächlch konnte er der Polizei weiterhelfen, was ihn dermassen freute, dass er seine Kommilitonin bat, bei seinem Professor ein gutes Wort für ihn einzulegen, denn: “Mein Professor oft sagen, dass meine Gedanken sind konfus.”

Dieser rassistische Stuss, der jeden Leser peinlich berühren dürfte, stammt aus Agatha Christies “Die Kleptomanin”, das im Orignal (“Hickory, Dickory, Dock”) erstmals 1955 erschien. Es handelt sich, ganz nebenbei, wohl um einen der schlechtesten Romane der “Queen of Crime”, der eher Langeweile als Spannung verströmt. Wenn nun potentiell anstössige Stellen ihrer Werke vor einer Neuauflage überarbeitet oder entfernt werden, ist das ein kultureller Verlust?

In manchen Kreisen herrscht eine gewisse Aufregung darüber, dass ältere literarische Werke von “sensitivity readers” im Ton angepasst werden sollen. Das schliesst im Einzelfall berechtigte Kritik nicht aus, sofern die Anpassung über das Ziel hinausschiesst, doch ist dieser Vorgang eher zu begrüssen oder zumindest nicht zu skandalisieren, denn Passagen wie obige sind nicht um jeden Preis erhaltenswert. Immerhin ist das Lektorieren von Texten ein Qualitätsmerkmal von Verlagen und so sollte eine Ãœberarbeitung nicht vorschnell als blosser “Wokeismus” abgetan werden.


Nachtrag 22. Februar 2024

Die “Jim Knopf”-Bände des verstorbenen deutschen Autors Michael Ende sollen künftig u.a. nicht mehr das N-Wort enthalten, teilt der Verlag mit. Gut so.

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