An dem Tag, als Assad das geschundene Syrien für immer verlassen hat, frage ich eine Freundin in Damaskus, wie sie die Lage erlebt. Während des Krieges lebte sie ein zeitlang in Ghana, bevor sie in ihr Heimatland zurückkehrte. Ich will wissen, ob es ihr gutgeht, ob sie und ihre Familie sicher seien. Ihre Antwort ist erschütternd.
Zwar sei sie froh, dass Assad fort ist. Aber auf den Strassen von Damaskus sind bewaffnete Banden unterwegs, Allein am Sonntag haben solche Banden drei Mal versucht, in ihr Haus einzubrechen. Ihre Kinder seien traumatisiert, die ganze Familie habe seit Tagen nicht mehr durchschlafen können.
Ich frage , ob ich etwas für sie tun könne.
Sie sagt, die aus dem berüchtigten Saidnaya-Gefängnis befreiten Gefangenen brauchten Hilfe. Es sind menschliche Wracks, viele psychisch gebrochen und schwer traumatisiert, denen geholfen werden muss. Vielleicht könne Deutschland, könne Europa etwas für diese Menschen tun.
Derweil entnehme ich den Nachrichten, dass man in Deutschland und Österreich die Syrer, die man aufgenommen hat, gar nicht schnell genug loswerden kann. Obwohl die Lage in Syrien vollkommen unübersichtlich ist. Aussenministerin Baerbock kritisiert, dass, wer jetzt von einer schnellen Rückführung von Syrern spricht, jeglichen Bezug zur Realität verloren habe.
Sie hat recht. Ich möchte ergänzen: Nicht nur jeglichen Bezug zur Realität. Auch jeden Bezug zur Menschlichkeit.