An den Universitäten und Forschungsinstituten wimmelt es von Geisteswissenschaftlern, die grundlegende Fakten nicht zu recherchieren imstande sind, aber meinen, kraft ihrer Promotion über ein gesteigertes moralisches Urteilsvermögen zu verfügen.
Aktuell reihen sich hunderte von Wissenschaftlern in dieses Gruppenbild ein, indem sie die “Uppsala Declaration of Conscientious Objection»” unterzeichneten, die zu einem akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen aufruft. Als Begründung für den Boykott wird das israelische Vorgehen im Gazastreife genannt, das nach Angaben der UN die Merkmale eines Genozids erfüllen soll.
Ein Link führt auf die Seite des UN Special Committee to Investigate Israeli Practices Affecting the Human Rights of the Palestinian People –allerdings steht dort nichts davon, dass Israel einen Genozid begeht. Es ist lediglich von der Möglichkeit die Rede, dass im Gazastreifen ein solcher geschehe, soll heissen: Vielleicht gibt es einen Genozid, vielleicht auch nicht.
Bei soviel schlampiger Recherche wollten sich auch deutsche Geisteswissenschaftler nicht lumpen lassen und formulierten gleich eine deutsche Solidaritätsadresse mit der “Uppsala Declaration”, von der sich sich haben inspirieren lassen. In der Solidaritätsadresse heisst es, man sei “entsetzt über Israels ungezügelte Vernichtung Palästinas und des palästinensischen Volkes.”
Dümpeln in ideologischen Gewässern
Es wird dort mit Verweis auf einen niederländischsprachigen Artikel behauptet, unter “Genozidforscher*innen” habe “sich mittlerweile die fachliche Einschätzung durchgesetzt, dass Israel einen Völkermord begeht.” Ein Blick auf den verlinkten Artikel zeigt jedoch, dass diese Behauptung von den befragten Genozidforschern selbst stammt.
Tatsächlich kann man leicht Gegenstimmen unter den Genozidforschern finden, womit also die Beurteilung der Situation im Gazastreifen keineswegs so eindeutig ausfällt, wie die Boykotteure behaupten. Ohnehin stellt sich die Frage, ob die Informationen aus dem Gazastreifen vertrauenswürdig genug sind, um überhaupt ein Urteil fällen zu können.
In welchem Ausmass nämlich die Zahlen und Angaben über Hungernde und Tote von der Hamas stammen und inwieweit sie überzogen oder manipuliert sind, lässt sich so leicht nicht sagenDoch unsere akademischen Boykotteure sind von keinem Zweifel darüber geplagt, wie die Realität vor Ort aussieht.
Man fragt sich, ob die Wissenschaftlerinnen und Wssenschaftler, die sich der Boykotterklärung verschrieben haben, in ihren eigenen akademischen Publikationen wohl genauso nach Fakten fischen. Ohnehin scheint ihnen nicht klar zu sein, dass sie mit einem Boykott ihre eigene Arbeit schwächen.
Wer relevante wissenschaftliche Erkenntnisse anderer Wissenschaftler für die eigene Arbeit nicht berücksichtigt, bestraft eigentlich sich selbst. Freilich mag das bei Geisteswissenschaftlern, die auch sonst in ideologischen Gewässern dümpeln, kein allzu grosser Verlust sein.
