Nicht alle Kommentatoren hierzulande sind glücklich mit der Vorstellung von einem Regimewechsel in Iran. Die Argumente sind unterschiedlich, nicht immer nachvollziehbar, zuweilen unlogisch und auf Halbwissen basierend. Eine kleine Umschau ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Die Politsekte um Sahra Wagenknecht, die auf Kriegsfuss mit Fakten steht, will einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel. Begründung: Die rechtsextreme israelische Regierung verstosse gegen das humanitäre Kriegsvölkerrecht und attackiere sogar Fernsehsender. Der attackierte Fernsehsehsender heisst IRIB und ist in der iranischen Gesellschaft berüchtigt dafür, erzwungene Geständnisse auszustrahlen.
Der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer, mit jeder Menge Wikipedia-Wissen gerüstet, findet mahnende Worte für alle, die Israels Militärschlag bejubeln (bejubeln!): Weil der Aufstieg Khomeines und seiner Diktatur eine Folge westlicher Intervention gewesen sein soll, dürfen die Iraner jeetzt nicht von ihrem Regime befreit werden, denn das wäre eine Wiederholung der imperialistischen Sünde, so die Logik des Antiimperialisten, dem offenbar jeder ethische Massstab abhanden gekommen ist.
Der Islamwissenschafter Navid Kermani schreibt in der SZ, dass er nicht an einen erfolgreichen Regimewechsel infolge isrelischer Angriffe glaubt und beruft sich dabei auf Shirin Ebadi, Narges Mohammadi und andere Reformisten, die einen weichen Umgang mit dem Regime befürworten. Iran, so fürchtet Kermani, werde zerbombt wie der Gazastreifen. Zuguterletzt drischt er auf Deutschland ein und man begreift: Mit Leuten wie Kermani ist Iran wirklich verloren.
Auch Kermanis Frau Katajun Amirpur schreibt in demselben Blatt, dass die Iraner mehrheitlich gegen den israelischen Angriff seien, weil sie angeblich Angst vor irakischen Verhältnissen haben. Sie beruft sich auf ihre Bubble und bekannte Regime-Appeaser wie Daniela Sepehri, Gilda Sahebi oder Narges Mohammadi, die auch alle gegen die Angriffe seien.
Amirpur beruft sich auch auf die ARD-Journalisten Natalie Amiri, die lange den iranischen Reformern nahestand. Doch Amirpur hat nicht mitbekommen, dass Amiri heute anders über Iran redet, seit seitdem sie dort um ihr Leben bangen und das Land verlassen musste. Erst dieser Tage sagte Amiri, dass die Menschen auf einen regime change hoffen und „es jetzt endlich das Ende dieses Regimes bedeutet.“
Wo haben nur all diejenigen ihre Information her, die behaupten, die Iraner seien gegen die israelischen Angriffe?