Sollten andere Länder der iranischen Bevölkerung zu Hilfe kommen, sich von ihren Unterdrückern zu befreien? Es gibt Aktivisten, die für eine demokratische Zukunft des Landes streiten und dies trotzdem ablehnen – weil Demokratie sich nicht herbeibomben lasse, so ihr Argument.
Gerade auf „Kulturzeit“ in 3Sat: Dort argumentierte die deutsch-iranische Aktivistin Daniela Sepehri (ab 3:08), es gebe kein einziges Beispiel im Nahen Osten dafür, dass ein Land durch Bomben von ausserhalb demokratisch geworden wäre. Die Iraner sollen alleine ihr Regime abschütteln, wo sie doch, wie Frau Sepehri glaubt, mit der Logik auf Kriegsfuss stehend, seit 46 Jahren den „effektivsten“ Kampf gegen dieses Regime führen.
Das Argument, Demokratie lasse sich nicht herbeibomben, ist populär, aber seltsam. Zweimal wurde im Nahen Osten in den vergangenen Jahrzehnten ein Regime vom Westen gestürzt: Irak und (wenn wir bei der Verwendung des Begriffes „Naher Osten“ grosszügig sein wollen:) Afghanistan.
In beiden Fällen war es jedoch nie das Ziel, eine Demokratie zu errichten. Vielmehr sollte jeweils eine moderate Regierung installiert werden, die lediglich im Idealfall eine Demokratie wäre. In Irak und Afghanisten ist das gescheitert, weil den meisten der Islam wichtiger ist als die Demokratie.
In Iran nun kann die Demokratie (womöglich in Gestalt der konstitutionellen Monarchie) auf den Zuspruch einer Mehrheit der Bevölkerung rechnen. Warum aber sollten die Menschen von der Demokratie abrücken, sobald das Regime mit Bomben von aussen gestürzt würde? Das ergibt keinen Sinn.
Gewiss, eine Demokratie kann man nicht herbei-, ein tyrannisches Regime kann man jedoch hinwegbomben. Was danach kommt, hängt von der Bevölkerung ab. Wo die Demokratie gewollt wird und die Menschen bereit sind für sie zu kämpfen, hat sie gute Chancen, Wurzel zu schlagen – Bomben von aussen hin oder her.
Nachtrag 2. Juli 2025
(Text wurde leicht überarbeitet.)