Zwei Jahre nach dem Massaker

In Israel feierte man Simchat Tora, das Fest der Torafreude, als am frühen Morgen die Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen heraus Israel mit tausenden von Raketen angriff, bevor sie das Land mit Terroristen infiltrierte, um zahllose Zivilisten zu töten oder zu entführen. Die Terrororganisation nannte das grösste Gemetzel an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg die „Schlacht der Aqsa-Flut“.

Israel traf es trotz der zahlreichen Überwachungsmechanismen an der Grenze völlig unvorbereitet. Premierminister Netanjahu verkündete darauf: „Israel ist im Krieg“ und begann mit der „Operation Eiserne Schwerter“. Zwei Jahre danach ist der Gazastreifen verwüstet und sind noch immer nicht alle Geiseln in Freihei, während. Israel traumatisiert und gespalten ist.

Denn schon bald nach der „Operation Eiserne Schwerter“ begann eine israelische Öffentlichkeit nicht mehr daran zu glauben, dass die Geiseln durch das Militär befreit werden können. In Umfragen sprachen sich regelmässig an die siebzig Prozent gegen eine Fortführung des Krieges aus. Netanjahu bestreitet, dass, anders als heute, damals ein Abkommen möglich gewesen wäre. Ob dies zutrifft, werden eines Tages die Historiker klären.

Antisemitismus – ein neuer Strom des alten Giftes

Zu den wenigen positiven Ereignisse der letzten zwei Jahre gehört, dass die Hisbollah im Libanon und die Houthis im Jemen – beides Terrororganisationen von Irans Gnaden – erheblich geschwächt wurden und dass das ebenfalls von Iran gestützte Assad-Regime in Syrien nunmehr gestürzt ist. Auch das iranische Regime ist nur knapp seinem Untergang entronnen, die Hamas nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Dafür ergiesst sich über Europa ein neuer Strom aus dem alten Gift des Antisemitismus. Empörung macht sich breit über die Zerstörungen im Gazastreifen, als ob diese allein auf das Konto Israels gingen und nicht überwiegend oder sogar ausschliesslich auf das der Hamas, der es nie darum ging, das Leben der eigenen Bevölkerung zu verbessern, sondern Menscchen beider Seite für die Utopie von einem Kalifat zu opfern.

Befeuert wird dies von Kräften in der Region, denen Israel schon deswegen ein Dorn im Auge ist, weil es ihnen zeigt, wie man ohne Bodenschätze und trotz der Verwüstungen des Holocaust eine gesellschaftliche Ordnung errichten kann, die ebenso demokratisch wie technologisch hochinnovativ ist. Hinzu kommen alte, zum Teil islamisch geprägte Vorurteile und Verschwörungstheorien, die bis heute fortwirken und in arabischen und türkischen Massenmedien verbreitet werden.

All das hat Auswirkungen auch auf den europäischen Alltag. Unsere Empathie sollte dabei nicht nur den Menschen in Israel gelten, sondern auch den Gazanern, die unter der Hamas und ihrem Krieg zu leiden haben. Entscheidend jedoch ist, dass die Hamas nicht von ihrer Täterschaft entlastet, sondern klar als Urheber von Tod und Zerstörung benannt wird. In diesem Kontext sollte es sich für Europa auch verbieten, einseitig einen palästinensischen Staat anzuerkennen.

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