Die EU, ihr Parlamentspräsident und das Wasser in der Westbank

Was der Anlass der Rede war, die EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in der israelischen Knesset hielt, ist nicht ganz klar, es dürfte jedoch mit der Tatsache zusammenhängen, dass Schulz am Tag zuvor die Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität entgegengenommen hat. Dann konnte man ihn auch gleich in die Knesset einladen.

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Zum Tode von Ariel Scharon

Bei all den Nachrufen auf Ariel Scharon scheint mir ein wichtiger Aspekt zu kurz gekommen, der für eine abschliessende Würdigung seiner Lebensleistung von Bedeutung ist. Sharon nämlich verkörperte eine israelische Tradition – und das im besten Sinne des Wortes.

Israel kann immer nur aus einer Position der Stärke heraus der arabischen Seite die Hand zum Frieden zu reichen, niemals aus einer Position der Schwäche. Das Land darf sich auch keinen verlorenen Krieg leisten, die arabischen Nachbarstaaten haben diesen Nachteil nicht.

Erst wenn Israel als Sieger dasteht und nicht der leiseste Schatten eines Verdachtes auf ihm lastet, nur aus Schwäche zum Frieden gewillt zu sein, kann es sich auf Verhandlungen einlassen. Dafür standen Yitzchak Rabin und Ehud Barak genauso wie Ariel Scharon – Persönlichkeiten, die stark genug waren, im Zweifelsfalle auch unpopuläre Massnahmen umzusetzen und die israelische Bevölkerung für diese zu gewinnen.

Die palästinensische Seite wäre gut beraten, in starken israelischen Führern eher eine Chance denn einen Fluch zu sehen. Nicht Friedensaktivisten, Publizisten oder Politiker von ausserhalb können den Palästinensern helfen, ihren eigenen Staat zu erlangen, sondern Leute vom Schlage eines Ariel Scharon.

Daran, dass diese Lektion gelernt wurde, kann man freilich Zweifel haben: Der Sprecher der PA, Jibril ar-Rajoub, bezeichnet Scharon als “Verbrecher”, während die Hamas sein Ableben als “göttliches Zeichen und Lektion für alle Tyrannen” bejubelt und auf den Strassen Süssigkeiten verteilt.

 

Immer nur Israel (2)

Es geht immer noch ein bisschen absurder. Shlomo Sand, ein israelischer Historiker, der durch die These bekannt wurde, dass es ein jüdisches Volk nicht gebe, legt in der NZZ nach. Seine Argumente lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Judentum sei kein Volk, sondern nichts weiter als eine Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder in der Geschichte nur durch gemeinsame Riten miteinander verbunden waren. Erst der Staat Israel habe so etwas wie ein Volk geschaffen, jedoch kein jüdisches, sondern ein israelisches. (Forts. des Blogbeitrags vom 04.01.2014)

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Immer nur Israel

Wenn es ein Thema gibt, bei dem es völlig normal ist, dass Leute, die sich berufen fühlen, es zu kommentieren, selbst elementare Fakten nicht zur Kenntnis nehmen, dann muss es sich um Israel bzw. den Nahostkonflikt handeln. So erschien bei der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ) ein Kommentar zum aktuellen Stand der Friedensbemühungen amerikanischer Diplomatie, der grundlegende Denkfehler enthält, die immer wieder auftauchen, wenn es um das Thema geht (s. dazu auch die Anmerkungen von U. Sahm).

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Boykott mit Hintertür

Schon seit einiger Zeit schlägt der Boykott-Aufruf einer amerikanischen Vereinigung namens ASA (American Studies Association) hohe Wellen. Ziel ist wieder einmal Israel, boykottiert werden sollen israelische akademische Institutionen nicht nur im Westjordanland, sondern auch in Israel selbst.

Dass ein solcher Aufruf ebenso töricht wie antisemitisch ist, liegt auf der Hand. Töricht ist er, weil er u.a. auch arabische Israelis und jordanische Gaststudenten trifft; antisemitisch, weil israelische Akademiker gleich welcher politischen Richtung kollektiv abgestraft werden sollen, aber auch, weil Israel wieder einmal unter den Nationen ausgesondert wird.

Nun ist Israel ein sehr forschungsstarkes Land. Wer die Zusammenarbeit mit israelischen Forschern und Institutionen verweigert, schneidet sich daher leicht ins eigene Fleisch. Das weiss man auch bei der ASA, die sich just aus diesem Grunde ein Hintertürchen für ihre Mitglieder offenhält, mit israelischen Institutionen zusammenzuarbeiten, ohne gegen den Boykott zu verstossen:

… the Council developed guidelines specifying that collaboration on research and publications between individual scholars does not fall under the ASA boycott.

Wie die Vereinigung das schafft? Ganz einfach, indem sie sich hinter den Palästinensern verschanzt:

Be it resolved that the American Studies Association endorses and will honor the call of Palestinian civil society for a boycott of Israeli academic institutions.

Das ist so hasenfüssig wie ehrlos. Natürlich wäre der Boykott nicht besser, wenn er die Palästinenser nicht als Vorhut missbräuchte. Und er wäre auch nicht besser, wenn andere Länder – mit welcher Begründung auch immer – in den Boykottaufruf mit aufgenommen würden oder dieser nur israelische Institutionen im Westjordanland beträfe.

Akademische Boykotte wissenschaftlicher Institutionen sollte es nämlich überhaupt nicht geben und zwar ausschliesslich deshalb, weil sie nicht im Sinne der Wissenschaft sind. Diese lebt vom vorbehaltlosen Austausch von Fakten, Entdeckungen und Theorien. Es gibt keinen vernüftigen Grund, dieses Ideal infrage zu stellen.

Wer respektable Institutionen wegen ausseruniversitäter Gründe vom Diskurs ausschliessen will, wer sogar bereit ist, für die eigene Forschung Nachteile in Kauf zu nehmen, nur um aus politischen Motiven nicht aus den Arbeiten bestimmter Wissenschaftler zitieren oder mit diesen zusammenarbeiten zu müssen, der kann kein Freund der Wissenschaft sein.

Das Hintertürchen der ASA macht die Sache denn auch nicht besser. Nur kläglicher.

Die Lust am Tabubruch

Unter dem Titel “Das Undenkbare denken” will ein Werner Sonne in der FAS von heute mit dem abgedroschensten aller Argumente – “weil Deutschland durch den Holocaust untrennbar mit dem Staat der Juden verbunden ist” – den Druck auf Israel erhöhen, um Frieden im Nahen Osten zu verwirklichen und “deutsche Soldaten an der Grenze Israels” zu stationieren – natürlich allein “zum Schutz des Staates der Juden.”

Woher kommt eigentlich diese Obsession so vieler Deutscher für Israel und den Nahostkonflikt? Syrien brennt, Ägypten ist im Aufruhr, Iran entwickelt Nukleartechnik mit möglicherweise zerstörerischen Zielen – egal! Erde an Sonne (Wortspiel nicht beabsichtigt): Friedensgespräche finden bereits statt. Trotzdem soll Druck auf Israel ausgeübt werden – und nur auf Israel. Wozu? Für Palästinenser ist die Missachtung der Menschenrechte eine Gefahr, die eher von der Hamas ausgeht als vom jüdischen Staat.

Falls es die Siedlungen im Westjordanland sein sollten, die Sonne Kopfzerbrechen bereiten: diese werden ohnehin überwiegend in Arealen gebaut (s. auch hier), die im Falle eines Friedensfahrplans zu Israel gehören werden. Die verbleibenden Siedlungen östlich des Sicherheitswalls werden später wahrscheinlich aufgelöst. Sie sollten also kein Hindernis für den Frieden sein. Unterdessen vertritt mit Mahmoud Abbas ein Präsident die Palästinenser, dessen Amtszeit vor fünf Jahren abgelaufen ist.

Ich fürchte, diese Lust am Tabubruch (“das Undenkbare denken”) in Verbindung mit dem Wunsch, Deutschland als Ordnungsmacht im Nahen Osten zu installieren, ist noch nicht einmal als Satire gemeint.

Bloss keine Szene machen!

Wohl schon hunderte Male wurde über Ahmadinejads Satz, dass Israel von der Landkarte getilgt werden müsse (Esrāʾīl bāyad az ṣafhe-ye ruzgār maḥw šawad), gestritten. Der Trick derer, die die Richtigkeit der Übersetzung anzweifeln, besteht üblicherweise darin, mit der nicht anders als skurril zu nennenden Behauptung, nur eine wortwörtliche Übersetzung sei die richtige, zu argumentieren.

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Der “ewige Aggressor”

Es ist durchaus erstaunlich zu sehen, wieviele Intellektuelle nicht nur in Deutschland sich partout nicht dazu durchringen können, dem jüdischen Staat eine andere Rolle als die des Aggressors zuzuweisen. Zwar hatte die israelische Regierung sich monatelang mit Raketen aus Gaza beschiessen lassen, bevor sie zurückschlug, doch in den Augen vieler Kritiker ist das bedeutungslos.

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