Europas Freiheit

Das Phänomen der sozialen Kontrolle in muslimischen Gesellschaften ist vielfach beschrieben worden, vor allem von Fatima Mernissi, aber auch von Ahmet Toprak, Lamya Kaddor, Ahmad Mansour und anderen. Soziale Kontrolle gibt es zwar überall, in muslimischen Gesellschaften ist sie aber besonders hoch.

Alle vom Soziologen Ahmet Toprak befragten Männer (Das schwache Geschlecht, 2007) gaben zur Auskunft, dass sie über die Frauen bestimmen können und dafür auch Gewalt anwenden dürfen. Einige Interviewpartner begründen das explizit mit dem Islam. Ich selbst habe in meinen Publikationen, auf diesem Blog und in diversen Vorträgen auf diese Problematik hingewiesen.

Mir geht es nicht darum, den Islam und die islamischen Gesellschaften anzuprangern. Aber es gibt Gesellschaften auf diesem Planeten, in denen das Individuum nicht viel zu melden hat. In der Arabischen Welt existieren keine Individuen, nur Töchter und Söhne und Ehefrauen und Ehemänner, wie eine Frau einmal im Interview mit der Journalistin Shereen el-Feki zu Protokoll gab (Sex and the Citadel, Sydney 2013, S. 251). Das Leben des einzelnen steht unter dem Diktat der Famlie. Darüber müssen wir sprechen, wenn die Einwanderungsgesellschaft gelingen soll.

Jüngst berichtet auch die Journalistin und neue Integrationsbeauftragte von Neukölln, Güner Balci, davon. Im Gespräch mit der Zeitschrift “Emma” erzählt sie, dass sie arabische Mütter kennt, die ihren eigenen Töchtern in Berlin viele Freiheiten erlaubten, die sie selbst nie genossen hatten – ein ermutigendes Beispiel für gelungene Integration also. Doch dabei sollte es nicht bleiben:

Und dann wurde in dem Viertel ein Flüchtlingsheim in einem alten Warenhaus eingerichtet. Da wurden 300 Männer untergebracht. Und schwuppdiwupp ändert sich die gesamte Stimmung in diesem Viertel. Weil diese Typen die Frauen auf der Straße derbe anmachen, und zwar auf Arabisch. Denn in dem Moment, wo ein arabisches oder türkisches Mädchen sich „wie eine Deutsche“ benimmt, ist die halt auch vogelfrei.

Das soll kein Plädoyer dafür sein, Europa abzuschotten und Flüchtlinge und Migranten nicht mehr ins Land zu lassen. Aber diese Sozialstrukturen müssen wir aufbrechen, wenn wir in Sachen Integration nicht immer wieder auf Null zurückfallen wollen. Europa ist ein Kontinent der individuellen Freiheit. Wir müssen dafür sorgen, dass auch in zugewanderten Familien diese Freiheit gelebt werden kann.

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