Was, wenn Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gewinnen sollte? Dann wird die Ukraine zerstückelt, eine Flüchtlingswelle ausgelöst, wird Russland die Bodenschätze im Donbass rücksichtslos ausbeuten und Europa gezwungen sein, die Ukraine auf lange Sicht finanziell zu unterstützen – und noch stärker als zuvor militärisch.
Denn damit Putin (oder irgendwann dessen Nachfolger) nicht die Ukraine zur Gänze schluckt, wird das Land gezwungen sein, an seiner südöstlichen Flanke, wo es praktisch keine natürlichen Bollwerke gibt, einen breiten Korridor einzurichten, ähnlich der sogenannten «demilitarisierten Zone» zwischen Süd- und Nordkorea.

Auf ukrainischer Seite kann man dann eine «Reparationsuhr» aufstellen, die nach Russland zeigt und auf der die Russen ablesen können, wie die Reparationsforderungen gegen ihr Land Stunde um Stunde steigen. Russland wird die Reparationen freilich nie zahlen, sich sogar noch an den ukranischen Bodenschätzen bereichern.
Eine «demilitarisierte Zone» für die Ukraine – wie in Korea
Da die Ukraine im Südosten vor allem von Steppe geprägt ist, die Landschaft also natürliche Barrieren gegen eine russische Invasion vermissen lässt, werden die Ukrainer mit Hilfe der europäischen Partnerländer auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte gezwungen sein, dort für die Sicherheit der Waffenstillstandslinie zu sorgen.
Natürlich würden die meisten europäischen Länder die diplomatischen Beziehungen zu Russland abbrechen. Länder ausserhalb Europas, die versucht sein könnten, von Russland geraubte ukrainische Bodenschätze zu kaufen, würden sanktioniert werden, während der russischen Schattenkrieg gegen Europa weiterginge.
Soweit das optimistische Szenario.
Wenn jedoch rechts- und linkspopulistische Kräfte in Europa erstarken, die nach dem Vorbild Ungarns (rechtspopulistisch geführt) und der Slowakei (linkspopulistisch) sich weigern, die Ukraine zu unterstützen, wird erst die EU und dann die NATO zerbrechen und eine neue, illiberale Weltordnung entstehen.
US-Präsident Trump wird als einer der Zerstörer des Westens in die Geschichtsbücher eingehen und eine Bundeskanzlerin Alice Weidel Deutschland regieren. Ihre Aussenministerin Sahra Wagenknecht wird dann häufiger Gast in Moskau sein, um dort eine Weltpolitik mitzugestalten, deren Vorgaben aus dem Kreml kommen.
Das ist das pessimistische Szenario.
