Indigniert

Es war abzusehen. Kaum war ein weiterer iranischer Atomwissenschaftler Opfer eines Attentats geworden, melden sich westliche Intellektuelle indigniert zu Wort. Die zum Ausdruck gebrachte Empörung gilt freilich nicht den Menschenrechtsverletzungen des Teheraner Regimes, sondern den Attentaten, deren Urheber selbstredend im Westen gesucht werden.

This isn’t complicated; there are no shades of grey here. Do we disapprove of car bombings and drive-by shootings, or not? Do we consistently condemn state-sponsored, extrajudicial killings as acts of pure terror, no matter where in the world, or on whose orders, they occur? Or do we shrug our shoulders, turn a blind eye and continue our descent into lawless barbarism?

so ein Kommentator im linken “Guardian”. Das Gerede von der gesetzlosen Barbarei ist freilich im Zusammenhang mit legalen und extralegalen Tötungen durch Schergen der Islamischen Republik selten zu hören. Denselben Intellektuellen, die verstummen, wenn es um die Repression und die Willkürjustiz in Iran geht, schwillt der Kamm, wenn es einen Handlanger ebenjenes Staates trifft. Sogleich wird eine Petition formuliert, unter deren Unterzeichnern sich wieder die üblichen Verdächtigen finden.

Dass der getötete Atomwissenschaftler Ahmadi-Roushan nicht nur treusorgender Familienvater war, wie das Foto im “Guardian” zeigt, sondern offenbar auch ein glühender Amerika- und Israelhasser, dessen berufliche Tätigkeit mit guter Wahrscheinlichkeit darin bestand, genau diejenigen technischen Voraussetzungen zu schaffen, die seine Vernichtungswünsche (“Wenn wir es nicht tun, wer soll es sonst machen?”) real werden lassen könnten, wird noch nicht einmal erwähnt. Nun muss die Heiligenlegende, die die Agentur FARS verbreitet, nicht unbedingt stimmen, doch ernstnehmen sollte man sie in jedem Fall. Was man von den Petitionsstellern nicht behaupten kann.

Autor: Michael Kreutz

Orientalist und Politologe.

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