Gesellschaftsformung

Wenn man bei der Links-Partei genau zu wissen glaubt, ab welcher Einkommensgrenze der Lebensgenuss aufhört, um jenseits dieser Grenze das Recht auf Eigentum gerechtfertigterweise suspendieren zu können, so ist das weiter keine Überraschung. Dass zuweilen allerdings auch im bürgerlichen Lager eine Sehnsucht nach der Tugenddiktatur anzutreffen ist, hat schon eine andere Qualität.

„Money Currency“ von Andrew Pons/ CC0 1.0

So bereitet es einer Redakteurin der “Süddeutschen” erheblichen Verdruss, wenn ein schwerreicher Industrieller wie Hasso Plattner einen bedeutenden Teil seines Privatvermögens für wohltätige Zwecke spendet, was selbstredend nicht aus edlen Motiven heraus geschehen kann, sondern sinistren Zwecken dienen muss, nämlich der Imagepflege und der Formung der Gesellschaft nach eigenen Vorstellungen.

Und weil das nicht sein darf, muss der Staat die Aufgabe übernehmen, Menschen nach seinen Vorstellungen zu formen und ihm dies zugleich als Partizipation zu verkaufen. Wer von der Partizipation profitiert, soll von gewählten Politikern entschieden werden, die kraft demokratischer Legitimation das Privateigentum anderer Leute zur Disposition stellen dürfen – und zwar nicht, um dieses oder jenes zu finanzieren, sondern ganz grundsätzlich, weil Reichtum als unanständig gilt.

In Wahrheit wissen wir natürlich nicht, was den grosszügigen Spender umtreibt. Aber gesetzt den Fall, die unterstellten Motive träfen zu, so zeigte sich gerade darin die Überlegenheit der Marktwirtschaft gegenüber der Erziehungsdiktatur. Denn in der Marktwirtschaft kann es sich lohnen, für wohltätige Zwecke zu spenden – und sei es nur um des verbesserten Image’ willen. Wo dagegen eine Politik der Umverteilung, des Paternalismus und der Enteignung vorherrscht, wird darauf keine Rücksicht mehr genommen.

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